Jahrgangsübergreifender Unterricht an kleinen Grundschulen im ländlichen RaumEin Konzept und Materialien zum Umgang mit Heterogenität

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2.5 Beispiel für eine Unterrichtseinheit zum Thema
„Es ging ein Fisch zur Post“ von König/Napp – Wochenbuchstabe F/f

Zum Buch

König, Johann (Autor) und Napp, Daniel (Illustrator) (2018): Es ging ein Fisch zu Fuß zur Post. Verlag Sauerländer.

Die Hauptfigur des Buches ist ein Fisch. Zunächst will dieser der Frage auf den Grund gehen, wie er einen Brief an seine Verwandten im Mittelmeer schicken kann. Der Fisch geht zur Post, um zu erfahren, was es kostet, einen Brief ans Mittelmeer zu schicken. Doch erfährt er dort, dass noch wesentlich mehr Informationen erforderlich sind, damit ein Brief beim Adressaten ankommt. Ohne Anschrift kann ein Brief nicht versendet werden. Doch die kennt der Fisch nicht. Deshalb beginnt der Fisch selbst als Flaschenpost eine abenteuerliche Reise …

Geschrieben in einer sehr heiteren lyrischen Form, ist das Buch kurzweilig, leicht zu lesen und mit klaren Bildern gestaltet. In zahlreichen, mit dem Fisch skurril wirkendenden Szenen, wird auf unterhaltsame Weise der Weg einer ungewöhnlichen Postsendung nachvollzogen. Die Geschichte wird vom Autor mit einer überraschenden Abschlussszene beendet.

Inhalte dieser Unterrichtseinheit

Schwerpunkte: 

Ausgewählte Ziele für den Unterricht laut Lehrplan
Abb. Planungsraster Lehrplanziele zum Thema (Weidner, 2019; angepasst 2023), Teil III, Deutschunterricht, Planungsraster Ziele Fisch
Zu den Zielen zugehörige Lerninhalte
Abb. Planungsraster Lerninhalte zum Thema (Weidner, 2019; angepasst 2023), Teil III, Deutschunterricht, Planungsraster Lerninhalte Fisch

Wochenablaufplan

Abb.: Beispiel für eine Wochenplanung im Fach Deutsch (Weidner, 2020), Teil III, Deutschunterricht, Wochenablaufplan

Themeneinstieg

Abb.: Planung Themeneinstieg (Weidner, 2019), Teil III, Deutschunterricht, Stundenplanung Einstieg Fisch

Beschreibung der Unterrichtseinheit

Das Buch soll Anlass und inhaltlicher Rahmen sein für die Bearbeitung des Lerngegenstands Gebrauchsform Brief mit allen Schülerinnen und Schülern der jahrgangsübergreifenden Klassengemeinschaft und für die Thematisierung des Wochenbuchstabens F/f.

Das Vorlesen des ersten Teils holt die Kinder sowohl in den Inhalt der Geschichte als auch in das Thema Brief hinein. Die anschaulichen Erläuterungen machen auf formale Aspekte eines Briefes aufmerksam. Der inhaltliche Austausch und das Aufrufen bereits bestehender Erfahrungen der Kinder zum Schreiben eines Briefes folgen dieser ersten Vorlesephase. Fragen zum Inhalt der Geschichte können das Gespräch anregen und lenken. Diese Fragen ergeben sich einerseits aus den Erzählungen der Kinder und werden andererseits lehrergesteuert ergänzt. Anregungen liefert zum Beispiel die Frage nach den Transportmöglichkeiten für einen Brief. Auf diese Weise kann erstes Wissen gebündelt werden. Mit dem Titel des Buches kann auf den Buchstaben der Woche (F/f) neugierig gemacht werden.

Abb.: Buch und visualisierter Buchtitel als Anregung zum Erzählen und für den Wochenbuchstaben (Weidner, 2020)

Erstes Wortmaterial kann in der Einstiegsphase bildgestützt zusammengefügt werden und bildet den Ausgangspunkt für die spätere Wortschatzarbeit.

Abb.: Wortmaterial für die Wortschatzarbeit (Weidner, 2020)

Daran anschließend rückt, ausgehend vom Buchinhalt, die Frage nach den Kosten eines Briefes und somit die Briefmarke als postalisches Zahlungsmittel in den Fokus. Briefmarkenmotive aus der Lebenswelt der Kinder regen den mündlichen Austausch in der Gruppe an. Bei der Auswahl der Motive sollte die Lehrkraft auf den Wochenbuchstabe F/f achten. Beim Erzählen gehen alle Schülerinnen und Schüler der jahrgangsübergreifenden Klasse auf sprachliche Entdeckungsreise. Sie kommen ins Gespräch und erste Stichwörter rund um das Thema Post werden schriftlich festgehalten.

Abb. Fragen zum Einstieg (Weidner, 2020)

Die auf diese Phase folgende Frage lautet: Warum kommt der Brief an sein Ziel? Dieser Frage widmen sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Ziel, mehr über den Aufbau eines Briefes zu erfahren. Ausgehend von dem vorgelesenen Text des Buches werden die genannten Elemente gesammelt und in einer weiterführenden Aufgabe noch einmal vertieft. Die wesentlichen Elemente, wie zum Beispiel der Name des Empfängers und die Bestandteile der genauen Angabe des Wohnorts, werden als Stichworte gesammelt und anschließend strukturiert. Als Ergebnis dieser Phase könnten diese „Schreibgeheimnisse“ für das Beschriften eines Briefumschlages festgehalten werden. Die Bestandteile eines Briefes sollten im Verlauf der Unterrichtseinheit über die Woche hinaus als Teil der Aufgabe zum themengebundenen Schreibanlass eine Rolle spielen. Für die Kinder, die bereits über das entsprechende Vorwissen verfügen, gibt es dazu in der Lerntheke (Station 5) weitere Aufgaben.

Abb. „Schreibgeheimnisse“ zum Briefumschlag (Weidner, 2020)

In der sich an den Einstieg anschließenden Lerntheke soll der Wochenbuchstabe F/f vor allem von den Lernanfängern noch einmal intensiv bearbeitet werden. Darüber hinaus erfolgt für alle Schülerinnen und Schüler zum Thema eine umfassende Wortschatzerweiterung im mündlichen und im schriftlichen Bereich.

Lerntheke zum Thema

Teil III, Deutschunterricht, „Es ging ein Fisch zu Fuß zur Post“, Lerntheke
1 Startaufgabe: Mein Buchstabenbuch

Als Startaufgabe steht hier das Erstellen eines Faltbuches bzw. eines Minibooks zum Buchstaben der Woche im Fokus. Mit dem Falten und dem Gestalten der ersten Seite starten die Schülerinnen und Schüler in eine überschaubare Übungsschleife zum Wochenbuchstaben. Ein leeres, bereits gefaltetes Beispiel des Faltbuches als Ansichtsexemplar sowie eine Faltanleitung sollten für diese Station zur Verfügung gestellt werden. Informationen zu Möglichkeiten des Erstellens von Faltbüchern sind in den Anlagen zu finden. (Teil III, Deutschunterricht, Fisch, Lerntheke, Station-1)

Der Inhalt eines solchen Faltbuches ist immer wieder variierbar und kann somit an die jeweiligen Buchstaben oder Themen angepasst werden. Der Inhalt des Buches soll einerseits den Laut und den Buchstaben thematisieren und andererseits an die Einstiegsgeschichte „Es ging ein Fisch zu Fuß zur Post“ anknüpfen. Dabei üben die Kinder auf der Laut- und Buchstabenebene, der Wort-, Satz- und auch schon der Textebene. 

Abb. Beispiel zum Buchstabenbuch (Weidner, 2020)

Für Schülerinnen und Schüler mit bereits umfangreichem Vorwissen und fortgeschrittener Buchstabenkenntnis kann dieses Faltbuch ein Buch zur Geschichte der Woche werden. Im vorliegenden Material stehen drei Anforderungsniveaus zur Bearbeitung der Startaufgabe zur Verfügung.(Teil III, Deutschunterricht, Fisch, Lerntheke, Station-1, Startaufgabe)

Die Aufgabenstellungen der Startaufgabe erscheinen mit einem vergleichsweise umfangreichen Text, der für Leseanfänger eine Herausforderung darstellt. Deshalb dienen diese Startaufgaben vor allem einerseits der Lehrkraft zur Orientierung und andererseits sind sie geeignet für ein kooperatives Herangehen der Lernanfänger und der Kinder mit fortgeschrittenem Vorwissen.

Die Gestaltung der einzelnen Seiten des Buches kann so geöffnet werden, dass die Kinder weitgehend selbst entscheiden, was sie in dem Buch sammeln. Die Ideenfindung kann dabei von einem Pool an Aufgaben/Ideen unterstützt werden, aus dem sie wählen können. Dieser Pool entsteht durch das Sammeln von Ideen, die verschiedene Zugänge in der Auseinandersetzung mit dem Buchstaben, mit passenden Worten und Sätzen ermöglichen. Ein solcher Ideenpool kann durch wiederholtes Verwenden im Zusammenhang mit anderen Buchstaben der Woche den Schülerinnen und Schülern bekannte Aufgabenstrukturen und somit Sicherheit in der Bearbeitung bieten.(Teil III, Deutschunterricht, Fisch, Lerntheke, Station-1, Ideensammlung

Abb.: Ideen für Aufgaben zum Buchstabenbuch der Woche (Weidner, 2020)

Es ergeben sich darüber hinaus vielfältige Möglichkeiten, einen Wortschatz differenziert zu sammeln sowie daran oder damit zu arbeiten. Die Briefmarken aus dem Einstieg und erste Wortimpulse können hier die Basis für eine weitere Wortschatzsammlung sein.

Abb.: Erweiterung der Wortschatzsammlung zum Wochenbuchstaben F/f auf der Grundlage von Briefmarken (Weidner, 2020)
2 Arbeit mit dem Lehrbuch, Arbeitsheft, Heft

Passend zum Thema und zum Buchstaben der Woche haben hier Übungen aus Arbeitsheften oder dem Lehrbuch ihren Platz. Dabei sollen die gewählten Materialien dem Stand des Vorwissens entsprechen. Angebote zur optischen und akustischen Differenzierung können hier noch einmal umfassend in bekannten Aufgabenformaten der Arbeitshefte vertieft werden.

3 Fokus auf der Handlungsorientierung

Diese Station wird mit Materialien ergänzt, die zur handelnden Auseinandersetzung mit dem Buchstaben der Woche anregen. Diese Materialien können zum Beispiel in einer Schatzkiste zur Verfügung gestellt werden.

Abb.: Beispielmaterial für die Buchstaben-Schatz-Kiste (Weidner, 2020)

Mit dem Material aus der Schatzkiste können in unterschiedlicher Art und Weise auf einer geeigneten Unterlage (z. B. ein Tablett) die Buchstabenformen gelegt und deren Schreibweise nachempfunden werden. Dieses Vorgehen sichert die Formen und Schreibabläufe auf besondere Weise und schult zusätzlich die motorischen Fähigkeiten der Kinder. Auch die Seiten im Buchstabenheft sollten hier einbezogen werden. Diese Aufgabe ist vor allem für Lernanfänger und für die Schülerinnen und Schüler gedacht, die zunächst ihr Vorwissen wiederholen und festigen, um mehr Sicherheit im Umgang mit der Schriftsprache zu gewinnen.

4 Fokus auf der Kooperation

Durch spielerische Angebote können die Schülerinnen und Schüler hier bewusst das Miteinander in der Gruppe stärken und lernen, gegenseitig Rücksicht zu nehmen. Nicht immer geht es in Spielsituationen ohne Konflikte zwischen den Beteiligten ab. Sowohl Lösungen gemeinsam finden als auch Lösungen aushalten tragen zur Entwicklung der Persönlichkeit bei.

Der am Anfang der Woche entstandene Wortschatz kann hier wieder aufgegriffen und geübt werden. Es gibt drei Angebote mit Aufgaben in unterschiedlichen Anforderungsniveaus. Diese halten abwechslungsreiche Herausforderungen für die Schülerinnen und Schüler der Lerngruppe bereit. Das Bearbeiten der Aufgaben erfolgt entweder allein oder gemeinsam unter den Mitspielenden.

Abb.: Memory (Weidner, 2020)

Das Memory kann auf herkömmliche Art gespielt oder durch selbst erfundene Regeln und neue Anschlussaufgaben erweitert werden. Erweiterungen in diesem Sinne sind zum Beispiel das Ergänzen eines passenden Adjektivs oder das Bilden eines Satzes mit den aufgedeckten Wörtern. Auf diese Weise sammeln die Kinder Wortmaterial zum Wochenbuchstaben in ihrem Buchstabenbuch.

Nicht nur der Buchstabe an sich muss thematisiert werden, es sollte auch eine Einbettung in die Wort- bzw. Satzebene stattfinden. Dabei ist es wichtig, Material so anzubieten, dass es die Buchstaben-, die Wort- und die Satzebene gleichermaßen anspricht. Somit eröffnet sich ein Aufgabenfeld, das sich an den individuellen Zugängen und dem Vorwissen der Schülerinnen und Schüler orientiert.

Der Einsatz von differenzierten Lesematerialien motiviert zum Lesen. Sie sollen aber auch Raum zum Weiterdenken eröffnen, zum Beispiel durch das Ordnen einzelner Sätze zu einer sinnvollen Geschichte oder durch das Erfinden eines eigenen Endes der Geschichte. Das Lesen und Schreiben kann hier ineinander übergehen.

Abb.: Erzählplakat, Bildkarten und angepasstes Leseheft –Was gehört zusammen? (Weidner, 2020)
5 Forscher- bzw. Expertenaufgabe

Hinter der Forscher- bzw. Expertenaufgabe verbirgt sich eine Lernumgebung bzw. eine kompetenzorientierte Lernaufgabe (Teil I, Kap. 3.3), die das Thema „Brief“ noch einmal in den Fokus rückt.

In der Auseinandersetzung mit der vorbereiteten Lernumgebung zum Thema Der persönliche Brief erwerben die Schülerinnen und Schüler Kompetenzen zum Thema, die in der Klassenstufe 3/4 weiter ausgebaut werden. Sie organisieren sich dabei selbstständig in Einzel- oder Partnerarbeit. Es ist nicht notwendig, eine Zuordnung von Aufgaben zu einzelnen Klassenstufen vorzunehmen. Die Kinder suchen sich die Aufgaben nach ihrem Leistungsvermögen selbst aus. Benötigen sie Hilfe, können sie die Aufgabe mit einer Lernpartnerin bzw. einem Lernpartner gemeinsam lösen oder bitten um Unterstützung durch die Lehrkraft.

Zu jeder der Aufgaben 1 bis 5 liegen Angebote für Aufgabenkarten und Arbeitsmaterial vor.(Teil III, Deutschunterricht, Fisch, Lerntheke, Station-5)

6 Teste dich selbst!

Am Ende der Woche geht es noch einmal um die Ergebnissicherung des Gelernten. Gerade im Anfangsunterricht können dafür vielfältige Formen eingesetzt werden.

Um erworbenes Wissen über die Textsorte Brief zu überprüfen, könnte zum Beispiel die Form einer Flaschenpost wieder aufgegriffen werden – das motiviert die Schülerinnen und Schüler in besonderer Weise. Dabei gibt es in jedem Fläschchen eine Aufgabe, die allein oder gemeinsam gelöst werden kann. Im Gespräch miteinander können richtige Lösungen abgeglichen bzw. Wissenslücken gefüllt werden. Der Verlauf dieser Station muss im Anschluss gemeinsam mit der Lehrkraft reflektiert werden, um die Lernstände der Schülerinnen und Schüler zu erfassen.

Abb.: Beispielbild für Aufgaben als Flaschenpost (Weidner, 2020)
Klassenwortschatz

Um den Wochenbuchstaben effizient abzuschließen, eignen sich passende Übungen mit dem Logico-Material, dem LÜK-Kasten oder ein kleiner Test in Form eines Arbeitsblattes. Im Mittelpunkt sollten dabei die optischen und akustischen Differenzierungen und das Schreiben erster Wörter rund um den Buchstaben stehen. Darüber hinaus entsteht aus der Wortsammlung in der Einstiegsstunde und aus den Arbeitsergebnissen zur Startaufgabe der Lerntheke (Faltbuch zum Wochenbuchstaben) der Klassenwortschatz. Damit kann nach dem Abschluss der Arbeit an der Lerntheke in der darauffolgenden Woche weitergearbeitet werden. Zahlreiche Anschlussaufgaben zum Klassenwortschatz bieten sich hier an:

Geschlossenes Aufgabenformat:

Halboffenes Aufgabenformat:

Offenes Aufgabenformat:

Weitere Anregungen unter Einbeziehung von Anforderungsbereichen und Aufgabenformaten sind im Anhang zu finden. (Teil III, Deutschunterricht, Anschlussaufgaben, Textverständnis, KB Schreiben, Lernwörter)

Organisationsformen – Impulse zur Verknüpfung mit dem Thema „Brief“

Die folgende Übersicht gibt einen Überblick über Möglichkeiten von Aufgaben für die Gestaltung einer schreibfreundlichen Lernumgebung zur Textsorte Brief in der Klassenstufe 1/2. Es ist möglich, diese an die Lerngruppe anzupassen und nur einzelne Angebote auszuwählen.

Die nachfolgenden Aufgabenbeispiele verdeutlichen Differenzierungsmöglichkeiten im Rahmen des Themas. Diese Differenzierungsangebote können darüber hinaus so modifiziert werden, dass die Aufgaben auch geeignet sind für höhere Klassenstufen bzw. für Schülerinnen und Schüler, die über ein sehr umfangreiches Vorwissen verfügen. Diese Aufgabenangebote sind sowohl für das eigenständige Lernen (C) als auch für die gemeinsame Arbeit in homogenen Kleingruppen (B) geeignet.

Teil III, Deutschunterricht, Differenzierung durch Anpassen von Aufgaben, Brief
Teil I, Kap. 3.3