Jahrgangsübergreifender Unterricht an kleinen Grundschulen im ländlichen RaumEin Konzept und Materialien zum Umgang mit Heterogenität

2.1 Gemeinsames Lernen in der heterogenen Klassengemeinschaft (A)

Beim gemeinsamen Unterricht in der heterogenen Klassengemeinschaft lernen die Schülerinnen und Schüler miteinander und voneinander. Alle Schülerinnen und Schüler lernen gemeinsam in einem Raum, an einem Thema und dennoch individuell.

Das Lernen am gemeinsamen Thema in der heterogenen Klassengemeinschaft (A) steht sowohl in jahrgangsreinen als auch in jahrgangsgemischten Klassengemeinschaften im Mittelpunkt des Lernens in allen Fächern. Das gemeinsame Thema gibt Inhalte und Aufgaben vor, mit denen sich alle Schülerinnen und Schüler beschäftigen. Voraussetzung dafür ist ein niedrigschwelliger gemeinsamer Einstieg. Die emotionale Einstimmung auf das Thema, das Abrufen des Vorwissens zu einem Lerngegenstand oder das Erschließen einer Aufgabe oder Arbeitstechnik können gemeinsam in der heterogenen Klassengemeinschaft stattfinden. Das Voneinander-Lernen kann in dieser Anfangsphase mit entsprechenden Materialien so strukturiert sein, dass es jedem Lern- und Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler gerecht wird.

Die konkreten Inhalte und Aufgaben fordern anschließend eine Vielfalt von Aktivitäten auf unterschiedlichen Niveaus. Diese Aktivitäten richten sich nach den Fähigkeiten und dem Leistungsniveau der einzelnen Schülerin bzw. des einzelnen Schülers. Sie werden in der Regel so gestaltet, dass in Partner- oder Gruppenarbeit die Schülerinnen und Schüler bei der Bearbeitung miteinander und voneinander lernen, aufeinander angewiesen sind und sich jeder nach seinem Lern- und Leistungsvermögen in das Unterrichtsgeschehen einbringen kann. In dieser Arbeitsphase haben die Schülerinnen und Schüler Zeit für eigenständiges Forschen und Entdecken sowie für das Entwickeln von Lösungsideen oder Lösungsstrategien. Im Arbeitsprozess lassen sich gemeinsame Lösungen entwickeln, die in einem weiteren Schritt in Bezug auf die Aufgabenstellung zusammengeführt und diskutiert werden.

In der Abschluss- oder Reflexionsphase stellen die Schülerinnen und Schüler ihre Ideen, Strategien und Lösungswege vor und begründen diese. (Kap. 2.4 Unterrichtsstruktur)

Das gemeinsame Lernen in der heterogenen Klassengemeinschaft … 

  • beachtet unterschiedliche Lernvoraussetzungen, 
  • ermöglicht natürliche Differenzierung1
  • fördert Lernen auf eigenen Wegen sowie Lernen von- und miteinander, 
  • lässt eigene Lösungswege zu, 
  • fördert fachliches Denken und Arbeiten, 
  • verbindet die Entwicklung von fachlichen und überfachlichen Kompetenzen.
1Natürliche Differenzierung bezeichnet ein Konzept für Aufgabenstellungen im Fach Mathematik: Alle Kinder erhalten das gleiche, ausreichend komplexe Lernangebot. Schwierigkeitsgrad, Wege, Hilfsmittel und Darstellungsweisen dürfen vom Kind frei gewählt werden. D. h. die Differenzierung wird nicht vorgegeben, sondern passiert unbewusst oder bewusst durch das Kind selbst. Das Konzept ist übertragbar auf andere Unterrichtsfächer.