Jahrgangsübergreifender Unterricht an kleinen Grundschulen im ländlichen RaumEin Konzept und Materialien zum Umgang mit Heterogenität

4.2 Klassenarbeiten

Die Anzahl der Klassenarbeiten in den einzelnen Unterrichtsfächern wird durch die Klassenkonferenz am Schuljahresbeginn festgelegt.1 Sie sind gleichmäßig auf das Schuljahr zu verteilen.

Klassenarbeiten geben Aufschluss über den Lernstand der Schülerinnen und Schüler nach Abschluss einer größeren, thematisch zusammenhängenden Unterrichtseinheit. Überprüft wird der Lernstand bezogen auf die im Rahmen der Unterrichtseinheit laut Lehrplan gesetzten fachlichen und überfachlichen Ziele. Sie werden demzufolge im jahrgangsübergreifenden Unterricht den jeweiligen Klassenstufen entsprechend erstellt und bewertet. Das gilt auch für Schülerinnen und Schüler, die lernzieldifferent inklusiv unterrichtet werden. Hier richten sich Ermittlung und Bewertung der Leistungen nach der Schulordnung Förderschulen2 und somit auch nach dem jeweiligen Lehrplan.

Demzufolge ist davon auszugehen, dass Lehrkräfte für jahrgangsübergreifende Klassengemeinschaften mindestens 2 Klassenarbeiten erarbeiten. Je nach Anzahl der in der Klassengemeinschaft vereinten Klassenstufen und der lernzieldifferent unterrichteten Kinder erhöht sich die notwendige Anzahl der verschiedenen Klassenarbeiten. Als hilfreich und praktikabel hat sich das Erstellen von Arbeiten mit annähernd gleichen Aufgabentypen erwiesen. (Teil III, Materialien Mathematikunterricht, Klassenarbeit Klst. 1 und 2, Zahlenraum bis 6 und bis 20; Teil III, Materialien Mathematikunterricht, Klassenarbeit Klst. 1 und 2, Zahlenraum bis 10 und bis 100)

In der Fachliteratur finden sich darüber hinaus weitere Formen differenzierter Klassenarbeiten.3

Auszuschließen ist nicht, dass sich bereits einige Schülerinnen und Schüler auf den Lernzielebenen nachfolgender Klassenstufen bewegen. Für das Aufzeigen und Erfassen außergewöhnlicher Leistungen können deshalb zusätzlich alternative Bewertungsformen fernab einer Benotung gewählt werden.

Bewährt hat sich in der Praxis, Klassenarbeiten zeitgleich in der heterogenen Klassengemeinschaft zu bearbeiten.

Alternativ dazu ist in der heterogenen Klassengemeinschaft das individuelle Schreiben von Klassenarbeiten zu einem selbst gewählten Zeitpunkt, in Abhängigkeit vom Zeitpunkt des Erreichens der Lernziele, möglich. Voraussetzung dafür sind sowohl Möglichkeiten als auch die Fähigkeiten für adäquate Selbsteinschätzungen bezogen auf die in der Klassenarbeit erwarteten Kompetenzen. Adaptierbare Beispiele dafür gibt es in einigen fachbezogenen Lehr- und Arbeitsmaterialien. Bevor Schülerinnen und Schüler Klassenarbeiten schreiben, können ihnen sogenannte „Teste dich!“-Seiten zur Selbsteinschätzung und zu diagnostischen Zwecken angeboten werden. So wird deutlich, inwieweit inhaltliche Schwerpunkte verstanden und verinnerlicht wurden. Gegebenenfalls kann daran anschließend weiteres Übungsmaterial vor der eigentlichen Leistungsüberprüfung zur Verfügung gestellt werden.

Klassenarbeiten und Anforderungsbereiche 

Klassenarbeiten dienen der Überprüfung der Kompetenzentwicklung bei Schülerinnen und Schüler. Dazu sind Aufgaben zu gestalten, die sich an den fachlichen und überfachlichen Lernzielen sächsischer Lehrpläne und an den Bildungsstandards orientieren.

Für die Überprüfung der fachlichen und überfachlichen Kompetenzen in Klassenarbeiten werden Aufgaben in allen drei Anforderungsbereichen4 verwendet. Dabei wird der Anforderungsbereich einer Aufgabe bestimmt durch das Aufgabenformat und die handlungsleitenden Operatoren. Bei komplexeren mehrteiligen Aufgaben ist die Zuordnung von Anforderungsbereichen bei jeder Teilaufgabe zu berücksichtigen.

Es gibt für Lehrkräfte keine allgemeinen verbindlichen Vorgaben, in welchem Umfang die drei Anforderungsbereiche bei der Erstellung von Klassenarbeiten zu berücksichtigen sind. Es geht hier immer um ein ausgewogenes Verhältnis aller drei Anforderungsbereiche (AB I, II, III). 

In der Regel sollte der Schwerpunkt auf Aufgaben mit dem Anforderungsbereich II liegen und Aufgaben im Anforderungsbereich I sowie III jeweils im angemessenem Maß berücksichtigt werden. Grundsätzlich ist zu empfehlen, sich in der Fachkonferenz auf Umfang und Gewichtung der Anforderungsbereiche in Klassenarbeiten zu einigen. Dabei kann auf die Expertise von Fachberaterinnen und Fachberatern zurückgegriffen werden.

Eine Orientierung zur Zuordnung von Aufgaben für den Mathematikunterricht und den drei Anforderungsbereichen wird im Materialteil anhand von Beispielen gegeben. (Teil III, Materialien für den Mathematikunterricht, Zuordnung von Aufgaben und Anforderungsbereichen, Beispiele)

1§ 19a (1) SOGS
2§ 17 (6) bis (8) Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus über Grundschulen im Freistaat Sachsen (Schulordnung Grundschulen – SOGS) vom 3. August 2004, zuletzt geändert durch Artikel 2 der Verordnung vom 22. Juni 2021, verfügbar unter: https://www.revosax.sachsen.de/vorschrift/3886-Schulordnung-Grundschulen, Stand vom: 23.12.2022.
3Siehe zum Beispiel: Höchst, Thomas; Masyk, Thomas (2016): Leistungsüberprüfung im inklusiven Unterricht. Hintergrundwissen und praktische Beispiele zur Gestaltung differenzierter Klassenarbeiten. Persen Verlag.
4Zur Erläuterung der Anforderungsbereiche siehe: Teil I, Kap. 3.3 Aufgabenformate, Anforderungsbereiche, Operatoren