Im allgemeinen politischen Diskurs in Deutschland wird zunehmend vom „Rechtsruck“ gesprochen. Ein einheitlicher Indikator für den sogenannten Rechtsruck existiert nicht, jedoch lassen Wahlergebnisse, insbesondere auf Kommunalebene, eine Zunahme rechter Einstellungen vermuten. Auch im letzten Jahr erreichten rechte Parteien höhere Zustimmungswerte, vor allem aus der jüngeren Generation. Doch wer sind die jungen Leute, die sich rechten Parteien und Organisationen anschließen?
Hinsichtlich dieser Entwicklung lud die Humboldtschule am 09.12.2024 zwei Journalisten zu einem Panel in die Humboldtschule ein. Simon Raulf ist studierter Politikwissenschaftler und Lektor, welcher seit 2016 in Leipzig lebt. Seit 2017 engagiert er sich ehrenamtlich bei dem Projekt „chronik.LE“. Dabei handelt es sich um ein Dokumentationsprojekt mit dem Ziel, neonazistische, rassistische und diskriminierende Aktivitäten in und um Leipzig zu sammeln und zu analysieren. Auch persönliche Erfahrungen mit der rechtsextremen Szene, vor allem in ländlichen Regionen, können Menschen dazu motivieren, sich mit der Thematik des Rechtsextremismus näher auseinanderzusetzen. Dies beweist der zweite Gast, Henrik Merker, welcher als freier Journalist unter anderem für Zeit Online arbeitet. Darüber hinaus ist er für SternTV tätig, wo er durch seine investigativen Recherchen und seine Undercover-Arbeit mit verschiedenen rechtsextremen Gruppen in Kontakt kam.
In dem 90-minütigen Panel gingen Henrik Merker sowie Simon Raulf auf die Unschärfe verschiedener Begriffe ein und betrachteten das Phänomen des Rechtsrucks. Auch die lokale Situation in Leipzig wurde von den Journalisten eingeschätzt. Neben Rechtsextremismus im Sport wurden auch die Social-Media-Strategien rechter Organisationen und ihre zunehmende Anwerbung junger Mitglieder beleuchtet. Da mag es den ein oder anderen überrascht haben, dass meist Jugendliche aus der Mittelschicht mit wohlhabenden Eltern oft anfällig für rechtes Gedankengut sind.
Neben moderierten Fragen wurde den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geboten, eigene Fragen zu stellen. Diese erstreckten sich über Burschenschaften, die nächste Bundestagswahl bis über ein mögliches AfD-Parteiverbotsverfahren.
Dank der zahlreichen Fragen und der Expertise der Journalisten wurde den Schülerinnen und Schülern ein umfassender Einblick in die rechtsextreme Szene in Sachsen und Deutschland geboten. Zum Abschluss betonten beide Experten die große Bedeutung politischer Partizipation und die Notwendigkeit, sich aktiv für den Erhalt und die Stärkung der Demokratie einzusetzen.
Autorin: Anna Uhlmann (Klasse 12)