Die Schule - unbekannte Weite des Universums



Wir schreiben das Jahr 2002. Drei Entdecker stehen zwischen Ende und Anfang. Ein harter Weg, übersät mit Problemen liegt hinter ihnen. Was ihnen bevorsteht, ist gänzlich ungewiss.
Die Entdecker hatten schwer zu kämpfen. Von einem Tag auf den anderen begann die Zählung der Stunden nicht wie gewohnt gegen 9.20 Uhr (Beginn der Vorlesungen in der Uni), sondern schon 6.30 Uhr mit dem schrillen Ruf des Weckers, einem Vorboten der feinen Klingel, die fortan den Tag bestimmen sollte. In dem von ihr gegebenen Rhythmus wechselten sich Aufregung und Hektik, Herzrasen und Müdigkeit, Schweißbäder und kalte Füße, unangenehme Vorahnungen und freudige Erwartungen, Überraschungen und Erleichterungen ab.
Was trieb diese Entdecker, solche Qualen auf sich zu nehmen? Der Gründe gab es viele. Und es war wohl auch der Gedanke der drei Entdecker, so ein angenehmes Leben wie ein Lehrer haben zu wollen. Denn sie glaubten, es hieße nicht zu unrecht, dass "Lehrer vormittags recht und nachmittags frei" hätten. Solche Flausen wurden den noch jugendlichen Entdeckern in den pädagogischen Lehranstalten der sächsischen Metropole schnell aus dem Kopf getrieben. Je länger sie über Motivation, didaktische Reduktion und Schülerzentrierung, über Sozialformen, Methodik und Didaktik diskutierten, um so deutlicher wurde ihnen die Bedeutung der Mission, in der sie unterwegs sein würden. Sie waren die Auserwählten, die Welt zu verbessern. Hoch zu Ross und schwer bewaffnet mit Rüstung und Lanze zogen sie aus, sich diesen Lehren zu stellen. Nichts sollte bleiben wie es war, alles sollte neu und schön werden. Für alle, selbstverständlich.
Doch da klingelte der Wecker. Mit Elan in die Rüstung geschlüpft - und auf in den Kampf Es galt, die Schüler im Unterricht mit vielen neuen Medien, unerlässlichen Arbeitstechniken und lebenswichtigem Fachwissen zu bombardieren. Bis in die frühen Morgenstunden brüteten die Kämpfer über ihren Aufmarschplänen für den nächsten Tag. Am Morgen wurden sie von ihren Sekundanten gebremst: Die neuen, schweren Waffen waren für das unüberschaubare Gelände "Unterricht' gänzlich ungeeignet. Sie bekamen gern und oft ihre etwas älteren, aber erprobten und ausgesprochen wirksamen Waffen ausgeliehen.
Einen Höhepunkt erreichte der Kampf nach einem halben Jahr, als sich irgendwann die Frage stellte: Gegen wen wird hier eigentlich gekämpft?
Die Kollegen? Nein, die haben häufig Schlimmeres zu verhindern gewusst.
Die Schüler? Nein, aber warum sie nicht als primärer Feind in Betracht kamen, entzieht sich der Kenntnis der Autoren.
Die Institution Schule? Mit all ihren Gesetzen, Verordnungen und Vorschriften sowie den ganz besonderen Eigenheiten im Zusammenleben von zwei bis drei Generationen hat sie den Forschem die größten Aufgaben abverlangt. Aber der ganzen Institution sind sie nie im Ganzen begegnet, sondern immer nur ganz kleinen Teilen, mal den netten, mal den weniger netten. Was ihnen jedoch regelmäßig begegnete, war das Klingeln. Das Klingeln des Weckers nach kurzen Nächten, das fehlende Klingeln am Ende einer endlosen Stunde oder eben dieses Geläut, nachdem die Forschungen gerade begonnen hatten und gar nicht selten in dem Augenblick, da sie sagten: verweile doch, du bist so schön ...

Carolin Heiland, Martin Müller & Annett Oertel

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