Einige Klettertechniken

Auch für den Anfänger sind einige grundlegende Kenntnisse über Klettertechniken unabdingbar.
Sie haben entscheidenden Einfluss auf den nötigen bzw.
unnötigen Kraftverbrauch in bestimmten Klettersituationen.
Da wir in Niesky nur eine senkrechte Wand zur Verfügung haben
beschränke ich mich auf wenige Techniken.
Alle diese Techniken haben ein gemeinsames Ziel:
den Krafteinsatz der Arme zu minimieren.
Dafür gibt es unterschiedliche Ansatzpunkte, zum Beispiel:
Lageveränderung des Körperschwerpunktes in Richtung Wand,
bessere Belastung der Tritte, Benutzung der Antagonisten (Trizeps),
Stabilisierungstechniken bei labilen Gleichgewichtssituationen.



Grundsätze

1) Aufwärtsbewegung mittels der Beine ↓

2) Klettern am langen Arm ↓

3) Körperschwerpuntsverschiebung ↓

4) Körperspannung ↓

5) Minimaler Krafteinsatz ↓

6) Geschwindigkeit und Rhytmus ↓

7) Psyche



Masseverteilung


Die 4. Dimension - Kletter- und Boulderlehrbuch; Gerald Krug
Die Aufteilung des Gewichts ist bei jedem Menschen ein klein wenig unterschiedlich. Das ist eine Grafik, wie die Gewichtsaufteilung laut Mittelwerten ist, um Ihnen eine ungefähre Vorstellung davon zu geben.


Griffe und Hände

Aufleger (Sloper)
Sloper (engl. Patscher) bezeichnet eine rundliche Form des Griffes. Widerstand findet man an diesen Griffen durch Reibung und Anpressung.
Fingergriff / Fingerlöcher
Löcher sind Vertiefungen im Fels. Sie werden nach der Anzahl der hineinpassenden Finger, in Einfinger- (Monos), Zweifinger- oder Dreifingerlöcher unterteilt.
Henkel
Dies sind Griffe, deren Haltepunkt von Fingern mit allen drei Fingergliedern genutzt werden kann.
Leisten
Leisten sind gerade geformte Griffe auf denen die Finger nebeneinander in Reihe angeordnet sind. Auf großen Leisten können noch zwei Fingerglieder PLatz finden, während kleine Leisten nur noch für die Fingerspitzen Platz bieten.

ACHTUNG! Das Aufstellen der Finger birgt wegen der hohen Belastung ein gewisses Risiko von Verletzungen der Ringbänder und Gelenkkapseln.
Seitengriffe
Seitengriffe am langen Arm dienen einer Entspannung der Arme. In dieser Position, wo der KSP weit vom Haltepunkt entfernt ist, lassen sich weiter Kletterzüge planen. Im dynamischen Klettern versucht man den Schwung der Seitengriffe mit in die Folgebewegung zu nehmen und so Kraft zu sparen.
Untergriffe
Erst auf Hüfthöhe lassen sich diese Griffe durch Gegendruck von den Beinen optimal nutzen und fixieren. Im Hohlkreuz lässt sich noch mehr Körperspannung aufbauen. Starke Kletterer können gute Untergriffe bis auf eine Höhe des Unterschenkels fixieren.
Zangengriffe
Den nebeneinander aufgereihten Fingern auf der einen Seite des Griffes wird der Daumen auf der anderen Seite gegenüber platziert. Je nach Größe der Griffe wählt man bei etwas größeren, runden eine offene Handhaltung (mitunter bei Sintern) und bei kleinen/winzigen ein eventuelles Aufstellen der Finger.
Zug-und Druckgriffe
Circa 90% aller Klettergriffe werden als Zuggriffe genutzt. Zuggriffe können in Druckgriffe umfunktioniert werden, was durchaus einen schwierigen Moment darstellt, der am besten mit Schwung überwunden wird. Druckgriffe werden häufig in Kaminen und Verschneidungen angewandt.


Füße und Tritte

Frontalstellung
Bei der Reibungskletterei (31-75°) wird diese Fußtechnik hauptsächlich genutzt. Auch viele Löcher, Dellen und Risse lassen sich nur durch die frontale Stellung des Fußes nutzen. Außerdem lässt sich so die größte Reuchweite erreichen, was bei weit entfernten Griffen notwendig ist.
Innenrist
Das ist die normale Fußstellung beim Klettern. Man steht quasi mit dem grßen Zeh an der Wand und kann so den Körper nah an der Wand nach oben schieben.
Außenrist
Hierbei steht man mit der kleinen Zehe an der Wand. Diese Technik wird außer beim Eindrehen oder Verschneidungsklettern selten genutzt. Es hilft den Innenrist zeitweise zu entlasten.
Hook
Der sogenannte Hook Fußtechnik für Fortgeschrittene und ist besonders am Überhang (91-135°) sehr bedeutend. Es wird in verschiedenen Formen des Hooks unterschieden:

Der Heelhook (oben), auch "normaler Foothook" genannt ist bei der Dachkletterei zum Überwinden von Dachkanten ein wichtiger Haltepunkt. Hierzu wird die Ferse aufgelegt oder sogar eingehangen und schafft somit eine "dritte Hand". Somit wird das Weitergreifen mit einer Hand ohne wegrutschen der Füße zur zu wenig Belastung ermöglicht. Ein guter Heelhook kann über 50% des Körpergewichts tragen, wenn der Körperschwerpunkt (KSP) nah darunter platziert ist.

Beim Toehook (unten) werden der große Zeh und Beriche des Spanns aufgelegt.


Stabiles (unbelastetes) Weitertreten

Um die Belastung der Arme beim Treten zu reduzieren,
verlagert man das Körpergewicht auf den Tritt,
der nicht gelöst wird.
Eine gute Kontrolle erlangt man bei Anfängern,
indem eine Reepschnur die Kraftrichtung
des Körperschwerpunktes (Bauchnabel) verdeutlicht.
Bevor der Tritt gelöst wird muss die Reepschnur
genau über dem anderen Tritt positioniert werden.
Erst dann sollte (stabil) weitergetreten werden.


Froschtechnik

Die Froschtechnik findet Anwendung
an bauchigen Passagen oder Kanten.
Sie hilft vor allem über große Griffabstände hinaus,
setzt aber eine gute Hüftbeweglichkeit voraus.
Dabei tritt man hoch an, setzt sich auf die Ferse des Trittes
(mit Verlagerung des Körperschwerpunktes)
und vollzieht das Aufstehen aus den Beinen.
Dieses Bild zeigt einen einseitigen Frosch.


Stützen und Spreizen

Typisch für Verschneidungskletterei findet
diese Technik vor allem bei großen Griffabständen
auch in senkrechter Wandkletterei Anwendung.
Auf der Seite des beabsichtigten Trittes
wird mit der Hand in Tritthöhe gestützt
und der Fuß auf diesen Griff gesetzt.


Die offene Tür

Die Situation einer "offenen Tür" tritt auf,
wenn der Körperschwerpunkt beim Lösen
eines Griffes außerhalb der Trittfläche wirkt.
Dann setzt (besonders im überhängenden Gelände)
ein Aufdrehen des Körpers ein
(in diesem Bild beim Lösen der linken Hand).
Um diesen Effekt zu bekämpfen gibt es verschiedene Varianten:
   
Beim Trittwechsel wird über zwei Zwischentritte der belastete Fuß gewechselt.
 
Durch Kreuzen der Beine hinten bzw. vorn wird die Position stabilisiert.

Weitere Möglichkeiten wären die Stabilisierung durch Körperspannung
und Nutzung des Unterarms zum Druckaufbau
oder das dynamische Weitergreifen (was eine Kenntnis des nächsten Griffs voraus setzt).



Eindrehen

Die Eindrehtechnik wird vor allem
im überhängenden Bereich genutzt,
bringt aber auch an Stellen Vorteile,
wo zum Beispiel relativ große Griffabstände
überwunden werden müssen.
Der Körperschwerpunkt wird durch diese Technik
bestmöglich an die Wand gebracht.
Man setzt den diagonalen Außenriss
zur greifenden Hand auf und dreht sich
auf den Haltearm.
Anschließend wird mit der gleichnamigen
Hand nach oben gegriffen.



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