Die Freiberger Erzlagerstätte
Das Freiberger Revier gilt als eines der ältesten, ergiebigsten und bekanntesten Erzreviere Europas. Der Bergbau in Freiberg, Brand - Erbisdorf und Halsbrücke ist eng mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Sachsens verbunden und technische Neuerungen für den Bergbau, die in Freiberg entwickelt wurden, fanden Verwendung in der ganzen Welt.
Geologie
Im Freiberger Revier durchsetzten Erzgänge das kristalline Grundgebirge des östlichen Erzgebirges, diese besteht vorwiegend aus aufgewölbten Gneisschichten, die variskischen Ursprungs sind. Diese Erzgänge entstanden hydrothermal, d. h. durch das Verdunsten und Ausfällen mineralreicher, aus dem Erdinnern aufsteigender Lösungen. Diese Gänge erreichen in Freiberg eine Tiefe von 1000 Metern und sind verwirrend angeordnet. Es lassen sich zwei Hauptrichtungen erkennen, die West - Ostrichtung, sogenannte Spatgänge, die älter als die von Nord nach Süd verlaufenden Stehenden Gänge sind. Daneben gibt es noch von NO nach SW verlaufende Morgengänge und von NW nach SO verlaufende Flache Gänge. Die Mineralführung dieser Gänge ist nicht einheitlich, sie wechselt z. B. mit der Tiefe, und wird in Formationen eingeteilt. Dabei unterscheidet man die Zinn - Wolfram Formation, die Edle Braunspatformation, die Flourbarytische Formation und die Wismut - Kobalt - Nickel - Silber Formation. In der Freiberger Lagerstätte fanden zwei Mineralisationszyklen statt, die Variskische (Karbon-Perm) und die Postvariskische(Trias-Tertiär), die vereinzelt ineinander übergehen.
Geschichte
Die Geschichte des Freiberger Bergbaus beginnt der Legende nach mit einem Zufallsfund von Kaufleuten aus dem Harz. Diese blieben 1168 auf dem Weg ins Böhmische nahe dem kleinen Dorf Christiansdorf mit ihrem Fuhrwerk im Schlamm stecken und versuchten den Wagen wieder flott zu bekommen. Dabei verwendeten sie Steine, von den einer durch hohes Gewicht und seinen Glanz auffiel. Die Kaufleute nahmen dieses Stück mit in den Harz und ließen es dort analysieren. Der Harz war zu diesem Zeitpunkt bereits Zentrum des Bergbaus, wobei sich die dortigen Erzvorkommen bereits dem Ende neigten. Bei der Untersuchung stellte sich ein bis dahin nicht bekannter Silbergehalt heraus und es wurde ein wahres Berggeschrei vergleichbar mit dem Goldrausch ausgelöst. Unterstützt wurde dies durch die Gewährung von Schürf- und Bergfreiheit durch den sächsischen Herrscher - deshalb auch der Name Freiberg. Die sächsischen Könige beschränkten sich auf das sogenannte Silberzehnt - einen Anteil von Zehn Prozent an der Fördermenge der Grubenbetreiber. Diese Maßnahme sicherte dem Herrscherhaus über Jahrhunderte reiche Einnahmen und ohne dem wäre Sachsen nie zu solcher Blüte gekommen.
Es war zunächst sehr einfach im Tagebau Silber zu gewinnen. Vor allem Bergleute aus dem Harz siedelten sich in Freiberg an und bereits im 13. Jh war Freiberg die größte und wirtschaftlich bedeutenste Stadt der Markgrafschaft Meißen. Zudem wurde erstmals eine Bergverwaltung eingerichtet, die Vorschriften für den Bergbau aufstellte, die auch in anderen Regionen übernommen wurden. Zu den zahlreichen Handwerken in Freiberg kam 1250 zusätzlich noch die Münze, die dem Landesherrn wiederum hohe Einkünfte sicherte.
Mit zunehmender Tiefe stiegen die technischen Anforderungen im Bergbau und nicht jede Grube konnte diese Entwicklung mitgehen. Es kam zu einer Differenzierung und vor allem reiche Bürger finanzierten den Bergbau und ließen Lohnarbeiter für sich arbeiten.
Im 14. Jh setzte dann eine Krise des Freiberger Bergbaus ein, die erst im 16. Jh überwunden werden konnte. Das Problem war die Wasserhaltung. Mit zunehmender Tiefe drang immer mehr Wasser in die Gruben ein und Bergbau war nur noch eingeschränkt möglich. Erst die technischen Neuerungen im 16. Jh führten zur erneuten Blüte. Durch das Anlegen von Teichen, Kunstgräben und Entwässerungsstollen sowie den Einsatz von Stangenkünsten und den Bau von Aquädukten wurden wirksame Maßnahmen gegen das Grundwasser gefunden. Diese wurden vor allem von den Landesherren gefördert, da deren Interesse am Bergbau stieg. Im 17. wurden mehr und mehr Gruben verstaatlicht und es wurden Institutionen gegründet, die den Bergbau reglementierten. Es kam zudem zur ersten Verwendung von Schießpulver, der den Einsatz von Hammer und Schlegel ablöste und der Firstenbau führte zur verstärkten Sicherung des Bergbaus. Zu dieser Zeit erreichten die Gruben bereits eine Tiefe von 400 Metern. Auch im Münzwesen gab es Verbesserungen, so war es durch neue Öfen möglich auch Erze mit geringem Silbergehalt zu schmelzen. Der Buchdruck vereinfachte es zudem die Erkenntnisse weiterzugeben und förderte den Austausch mit anderen Bergbaurevieren, dennoch war die Lage der Bergleute schlecht, die Arbeit verlangte ihnen alles ab - die Lebenserwartung war sehr gering - und Kinderarbeit war sehr verbreitet.
Der 30jährige und der 7jährige Krieg verursachten auch in Freiberg eine Krise, denn zahlreiche Industrieanlagen wurden zerstört und mussten erst wieder mühevoll aufgebaut werden. 1765 wurde die Bergakademie Freiberg gegründet um dem akuten Mangel an qualifizierten Berg- und Hüttenbeamten entgegenzuwirken. Die Bergakademie war die erste montanwissenschaftliche Hochschule der Welt und brachte in ihrer Geschichte sehr bedeutete Persönlichkeiten hervor, die zu umfangreichen Verbesserungen im Berg- und Hüttenwesen beitrugen. Einige davon waren die Verbesserung der Sprengtechnik, die Einführung der Grubenmauerung, die Nutzung von sogenannten Hunten zum Transport Untertage und die Errichtung von Pferdegöpeln. Zudem wurde in Halsbrücke das erste Schiffshebewerk der Welt gebaut, um Erz zu transportieren.
Als im 19. Jh die Gruben weiter an Tiefe zunahmen. Kam es erneut zu Problemen mit der Wasserhaltung. Der Bau des 50km langen Rothschönbergerstollens zur Entwässerung schaffte dem Abhilfe. 1844 wurde außerdem die Dampfmaschine in Freiberg eingeführt.
Die gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland machten auch im Bergbau nicht halt und so wurden fast alle Gruben im Freiberger Raum privatisiert. Förderte diese Maßnahme den Bergbau zunächst, so zeigte sich schnell, das dieser Raubbau vor allem die so schon angespannte Lage der Bergleute weiter verschlechterte. Das neugeschaffene Bergamt war nicht in der Lage dem entgegenzuwirken und so mussten die kaputtgewirtschafteten Gruben wieder vom Staat gekauft werden und bis 1913 planmäßig stillgelegt werden.
Erst unter den Nazis wurden die Gruben wieder geöffnet und im Zuge der Kriegsvorbereitung wurde vor allem Blei in Freiberg und Halsbrücke gefördert. Nach dem Krieg retteten die Sowjets die Gruben vor dem Absaufen. Die Gruben wurden verstaatlicht und mit anderen Bergwerken zum Kombinat Albert Funk zusammengefasst. Im Zuge des Sowjetischen Atomprogramms wurde auch in Freiberg nach Uran gesucht, allerdings kaum erfolgreich und so beschränkte sich der Bergbau auf Blei und Zink. Er musste allerdings auf Grund von Unwirtschaftlichkeit 1969 eingestellt werden. Seitdem werden alle Gruben verwahrt, nur die Grube Reiche Zeche dient als Besucher- und Lehrbergwerk zugleich.
(Vortrag von Martin Stumpler)