Die größte Ursache des Hochwassers der Elbe im August 2002 war ein Tiefdruckgebiet das am 11.08.2002 von Süden nach Deutschland und Tschechien hineinzog. Es sorgte dort für ein Ansteigen der Donau und ihrer Nebenflüsse. Am 12. August zog das Tief "Ilse" weiter nach Sachsen und verstärkte sich dort noch einmal erheblich. Ursachen dafür waren ungünstige meteorologische Umstände, wie ein Hoch über Skandinavien, das den Abzug von Tief "Ilse" verhinderte. Dadurch kam es zu diesen extremen Niederschlägen. Vom 12. bis 14.08.2002 wurden von Wetterstationen in Sachsen Niederschlagswerte gemessen, die weit über dem normalen Monatsmittel für August lagen. Sie erreichten teilweise ein Drittel der normalen Jahresniederschläge in Sachsen. Zu den ungewöhnlich hohen Niederschlägen in Sachsen kamen noch die Niederschläge aus der Tschechischen Republik hinzu, die die Elbe schon auf tschechischer Seite anschwellen ließen und großen Schaden zum Beispiel in Prag anrichteten. Außerdem wurde die Elbe von den großen Wassermassen der Erzgebirgsflüsse, wie der Weißeritz, gespeist. Diese ließen das Wasser noch höher steigen und richteten auch allein Schaden an. Davon waren besonders die Erzgebirgsstädte betroffen. Durch das Zusammentreffen dieser vielen Umstände kam das nicht erwartete Ausmaß der Katastrophe zustande.
Die Jahrhundertflut begann in der Landeshauptstadt Dresden am Montag den 12.08.02 mit Dauerregen und einer Prognose des Wetterdienstes, dass kein Ende des Regens in Sicht sei. Der erwartete Pegelstand der Elbe war 3,50 Meter höher als der Normalstand und wurde auf 5,50 Meter festgelegt. Durch die großen Wassermassen aus dem Erzgebirge trat die Weißeritz am Abend über die Ufer und suchte sich ihr altes Flussbett entlang der Löbtauer Straße. Dadurch mussten mehr als 30 Straßen gesperrt werden und um 19.20 Uhr löste der Oberbürgermeister von Dresden, Ingolf Roßberg, der Katastrophenalarm aus. Ein Heizkraftwerk, dass normalerweise 80% des Dresdner Stroms produziert musste aus Sicherheitsgründen abgeschaltete werden.
Der 13.08 beginnt mit einer Freudennachricht für alle Schüler. Der Unterricht in allen Dresdner Schulen fällt aus. Doch der Tag geht nicht so erfreulich weiter. Durch die Überschwemmung von ungefähr 20 Umspannwerken im Stadtgebiet fällt in mehreren tausenden Haushalten der Strom für unbestimmte Zeit aus. Auch die Versorgung mit Fernwärme ist nicht mehr gesichert und nur teilweise möglich. Die Feuerwehren sind im Dauereinsatz und müssen ständig Keller und Tiefgaragen auspumpen.
Die Weißeritz arbeitet sich stetig weiter auf ihrem alten Flussbett voran und erreicht den Dresdner Hauptbahnhof. Dort bahnt sie sich ihren Weg über Die Gleise und Gänge. Der Zugverkehr der Bahn AG kommt größtenteils zum erliegen und auch die öffentlichen Verkehrsmittel fahren unregelmäßig und nicht nach Zeitplan. Ein Ende des Dauerregens ist nicht in Sicht.
Am Mittwoch den 14. August kommt die Gewissheit eines Jahrhundertunwetters. Die Flutrinne läuft über und überschwemmt die Ostrainsel. Der Stadtteil Friedrichstadt wir gleichfalls überschwemmt und gleicht einer Insel. Die Weißeritz schießt aus den Eingängen des Hauptbahnhofs und bahnt sich ihren Weg über die Prager Straße bis zur Baustelle des neuen Kongresszentrums und ergießt sich dort in die Elbe.
Auch die Gemäldegalerie ist schwer betroffen. Einige Helfer
versuchen die wertvollen Stücke in die oberen Etagen zu
verfrachten. Der Autoverkehr kommt größtenteils zum erliegen.
Aus dem Krankenhaus Friedrichstadt werden 520 Patienten evakuiert
und auch ein Altenheim muss geräumt werden. Auch in der Oper und
dem Zwingerhof beginnt sich das Wasser zu sammeln. Der Pegel von
7,75 Meter wird erreicht und zwingt die Stadt nicht nur die
Marienbrücke sondern auch das Blaue Wunder und die Augustusbrücke
zu sperren. An diesem Tag sind schätzungsweise 1500
Katastrophenhelfer im Einsatz.
Nach dem der schlimmste Teil des Weißeritzhochwassers vorbei ist
droht am Donnerstag den 15.08. in Dresden eine zweite verheerende
Flutwelle, aber diesmal von der Elbe. Eine Flutwelle aus Tschechien
lässt den Pegel im Laufe des Tages auf 8,50 Meter anschwellen.
Doch das soll noch lange nicht der Höchststand werden. Bisher
forderte das Hochwasser in Sachsen 8 Todesopfer, 4 werden noch
vermisst. Die Zahl der Verletzten beläuft sich auf 95. Der
Zusammenhalt der Dresdener ist grenzenlos. Sie schaufeln auf dem
Theaterplatz Sandsack um Sandsack um die per und andere historische
Gebäude zu schützen. Unterdessen laufen Vorbereitungen für eine
der größten Evakuierungen. Es sollen 3200 Kranke und 400
Intensiv-Patienten per Bundeswehrflugzeug nach Berlin, Köln, Frankfurt
und Nürnberg ausgeflogen werden. Es wird den Bewohnern der Stadtteile
Laubegast, Gohlis, Übigau und Cossebaude empfohlen ihre Häuser
freiwillig zu verlassen. Außerdem werden Kaditz, Mickten, Trachau
sowie das Krankenhaus-Neustadt geräumt.
Der Ministerpräsident von Sachsen verspricht Finanzhilfen, unter
Auflagen, für besonders geschädigte Haushalte.
Am 16. August erreicht der Elbpegel um 9 Uhr einen Stand von
9 Metern und steigt stündlich um 4 - 8 Zentimeter, bis er am
Abend einen Stand von 9,29 Metern erreicht hat. Die Feuerwehr
muss den Kampf um die historische Altstadt teilweise aufgeben,
weil das Wasser jetzt auch von unten in die Keller der
Semperoper und des Zwingers drückt. Die Weißeritz kehrt langsam
wieder in ihr altes Flussbett zurück und gibt den Blick auf das
Ausmaß der Katastrophe frei. Inzwischen musste auch noch eine
4. Brücke gesperrt werden so, dass das Überqueren der Elbe nur
noch über 1 Brücke möglich ist. Die Bevölkerung wird aufgerufen
mit dem Trinkwasser sparsam umzugehen. Die ausreichende Versorgung
kann aber gesichert werden.
Das Wochenende beginnt mit einer den Umständen entsprechenden guten
Nachricht. Um sieben Uhr erreicht das Hochwasser den Höchststand
von 9,40 Metern und steigt nicht mehr weiter. Dieser Pegelstand
übertrifft den normalen Auguststand um 7,40 Meter und ist der höchste
seit dem Beginn der Registrierung der Wasserstände. Der bis dahin
höchste Stand war 8,77 Meter im Jahr 1845. Nach 4 Stunden endlich
die erlösende Nachricht. Das Wasser sinkt wieder! Nach vorsichtigen
Schätzungen des Umweltamtes wird es jedoch noch eine Woche dauern
bis der Fluss wieder vollständig in sein Bett zurückgekehrt ist. An
diesem Tag sind 42500 Helfer im Einsatz und versuchen zu retten was
noch zu retten ist.
Unterdessen wird vom deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder eine
ausreichende Finanzhilfe versprochen und ein Wiederaufbau Programm
für die Hochwasser gebiete zugesichert.
Der Pegel sinkt zwar, jedoch wirft sich am Sonntag den 18.08. ein
weiteres Problem auf. Die Experten warnen vor einem verfrühten abpumpen
der Keller, da die Gebäude durch den großen Druck des Grundwassers
Schaden nehmen können. Jetzt beginnen die ersten Aufräumarbeiten.
Dort wo das Wasser zurückweicht werden erste Reparaturen vorgenommen,
und der teilweise verunreinigte Schlamm wird abtransportiert. Dabei
dürfen aber nur wenige freigegebene Straßen benutzt werden. Am Montag
fällt der Pegel unter 7 Meter und das Ausmaß der Elbeflut wird langsam
sichtbar und kann beseitigt werden.
Eine gute Sache ist dem Hochwasser, trotz der ganzen Verwüstung und Arbeit, abzugewinnen. Es hat auf jeden Fall den Zusammenhalt in der Stadt Dresden um ein vielfaches Verstärkt und gezeigt wozu Menschen fähig sind wenn eine akute Bedrohung oder eine Katastrophe bevorsteht. Es hat auch gezeigt wie engagiert die Bewohner in solch einer Krise sind und auch mit zupacken. Und auch dem riesigen Engagement der Bewohner ist es zu verdanken, dass so viele wertvolle Gebäude der Stadt gerettet werden konnten und nicht auch den Fluten zum Opfer gefallen sind. Ohne die freiwilligen Helfer, die Sandsäcke gefüllt und gestapelt haben, wäre es nie möglich gewesen so viel zu retten. Der Sachschaden, der bei dieser Katastrophe entstand, ist natürlich immens. So sind im Freistaat Sachsen, ohne das Elbtal, 740 Kilometer Straßen und 180 Brücken völlig zerstört. Auch die Deutsche Bahn AG hat es schwer getroffen. Sie muss 660 Millionen Euro zum Wiederaufbau ihres Schienennetzes in Sachsen investieren. Der Schaden in der Landwirtschaft beläuft sich auf 200 Millionen Euro. Um diese Milliardenschäden beschloss die Bundesregierung die geplante Steuerreform um ein Jahr auf 2004 zu verschieben, damit 6,9 Milliarden Euro aufgebracht werden können. Auch die EU sicherte Mittel zur Beseitigung der Schäden zu. Die traurige Bilanz der menschlichen Opfer ist 15 Tote und ein paar hundert Verletzte. Verluste an historischen Gebäuden ist zum Glück nicht zu beklagen, da alle entstandenen Schäden im Laufe der Zeit behoben werden können. Dank dem großen Einsatz der Helfer in der Gemäldegalerie ist auch dort jedes Bild ohne größeren Schaden gerettet worden. Im Großen und Ganzen war es natürlich eine verheerende Katastrophe, bei der die Dresdner Bürger aber alles getan haben um die Schäden so weit wie möglich in Grenzen zu halten.
Es gab schon viele Fluten und Hochwasser in der
Landeshauptstadt Dresden. Es gibt Überlieferungen von Fluten bei
denen von Steinbrücken die Pfeiler weggerissen oder die ganze
Brücke überspült wurde. So wird aus dem Jahre 1655 berichtet,
dass das Wasser im "Großen Garten" bis zur Hüfte reichte und
das Schloss und der Zwinger schon in den ersten Etagen voll
gelaufen waren. 1771 wird berichtet, dass in Chemnitz alle
Brücken und Stege durch eine Flut weggerissen worden seien.
Doch keine dieser Katastrophen reichte an das Hochwasser im
Jahre 1845 heran bei dem die Elbe eine Höhe von 8,77 Metern
erreichte. Damals war ein sehr strenger Winter vorausgegangen der
die Elbe gefrieren ließ. Als das Tauwetter kam und Eisschollen
aus Tschechien den Fluss behinderten kam es zu einem so großen
Anstauen wie es bis dahin noch nicht bekannt war. Ein Hochwasser
das besonders das Erzgebirge traf ereignete sich 1927. Damals
brachen heftige Sommergewitter aus und verursachten ein
Anschwellen der sonst kleinen Flüsse.
144 Menschen fanden den Tod, so heißt es in der Überlieferung.
Doch das Hochwasser im Jahr 2002 übertraf alles noch einmal.
Hoffentlich wiederholt sich eine solche Katastrophe so schnell
nicht wieder, aber man sollte doch einmal darüber nachdenken, ob
man nicht etwas dagegen tun kann indem man dem Fluss seinen
freien Lauf lässt und nicht immer Uferbegrenzung baut.
Ich glaube allerdings, dass das letzte Hochwasser viele
wachgerüttelt hat und nun mehr auf den Umweltschutz geachtet
wird.