Schüler graben uralte Scherben aus

Artikel vom 22.09.2011 in der Lausitzer Rundschau von Catrin Würz

Welzow:  Auf spannender Spurensuche in der Vergangenheit sind derzeit Neuntklässler in Welzow. Auf dem Gelände des Archäotechnischen Zentrums (ATZ) graben sie mit Eifer nach Zeichen einer menschlichen Besiedelung in frühen Vorzeiten – und werden dabei auf jeden Fall fündig.

 

 

Tony Schröder und Tim Krüger fühlen sich fast wie richtige Archäologen. Gerade sind sie in dem kleinen Ausgrabungsloch, das sie Schicht für Schicht knapp einen halben Meter tief ausgehoben haben, auf etwas Geheimnisvolles gestoßen: Jetzt ist noch mehr Sorgfalt geboten! Mit Minispatel und Pinsel legen die beiden Neuntklässler vorsichtig ein noch gut erhaltenen Gefäß frei. „Das ist bestimmt 1000 Jahre alt“, sagt Tony im Brustton der Überzeugung. „Das könnte gut hinkommen. Form und Keramik deuten auf einen mittelalterlichen Topf“, gibt Anna Hesse, Archäologiestudentin und Praktikantin im ATZ, den Beiden Recht.

Dass der Topf kein echtes historisches Fundstück und das Ausgrabungsfeld auch nicht wirklich mitten im Tagebau ist, tut dabei nichts zur Sache. 21 Schüler aus zwei sächsischen Mittelschulen in Schleife und Boxberg sind nämlich die Allerersten, die das neue, 60 Quadratmeter große Modell-Ausgrabungsfeld an der Welzower Fabrikstraße in Beschlag nehmen dürfen. 14 Lkw-Ladungen mit insgesamt 320 Tonnen Lausitzer Sandboden sind dafür hier abgekippt worden. Dr. Hans Joachim Behnke, Archäologe und Leiter des Archäotechnischen Zentrums, sowie Studentin Anna Hesse haben das Feld anschließend so präpariert, dass die Erfolgserlebnisse für die Schüler nicht ausbleiben. „Wir haben die Fundstücke in den Boden gebracht und verschiedene Erdschichten angelegt – so wie wir es selbst in der Realität vorfinden. Das war Archäologie rückwärts“, sagt Anna Hesse lachend. Eine ganze Woche lang beschäftigen sich nun die Schüler intensiv mit dem Thema. Sie haben selbst die Flächen mit dem Nivelliergerät vermessen , die verschiedenen Grabungstechniken ausprobiert und müssen ihre Funde natürlich nun auch dokumentieren. Technisches Zeichnen sind dabei genauso gefragt wie Talent fürs Fotografieren und Geschichtskenntnisse. „Wir wollen mit diesem Projekt nicht nur Abenteuer und Handwerk vermitteln, sondern die Herangehensweise an wissenschaftliches Arbeiten“, sagt Dr. Behnke. Finanziert wurde das Pilotprojekt von der Stiftung Lausitzer Braunkohle. „Das praxisorientiere Lernen fördert das naturwissenschaftliche Verständnis junger Leute“, so begründet Stiftungsmitarbeiterin Sabine Brumma das Engagement der von Vattenfall initiierten Stiftung.

 

Zum Grabungstagebuch und den Bildern

 

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