Welzow: Auf spannender Spurensuche in der Vergangenheit sind derzeit Neuntklässler in Welzow. Auf dem Gelände des Archäotechnischen Zentrums (ATZ) graben sie mit Eifer nach Zeichen einer menschlichen Besiedelung in frühen Vorzeiten – und werden dabei auf jeden Fall fündig.
Tony Schröder und Tim Krüger fühlen sich
fast wie richtige Archäologen. Gerade sind sie in dem kleinen Ausgrabungsloch,
das sie Schicht für Schicht knapp einen halben Meter tief ausgehoben haben, auf
etwas Geheimnisvolles gestoßen: Jetzt ist noch mehr Sorgfalt geboten! Mit
Minispatel und Pinsel legen die beiden Neuntklässler vorsichtig ein noch gut
erhaltenen Gefäß frei. „Das ist bestimmt 1000 Jahre alt“, sagt Tony im Brustton
der Überzeugung. „Das könnte gut hinkommen. Form und Keramik deuten auf einen
mittelalterlichen Topf“, gibt Anna Hesse, Archäologiestudentin und Praktikantin
im ATZ, den Beiden Recht.
Dass der Topf kein echtes historisches Fundstück und das Ausgrabungsfeld auch
nicht wirklich mitten im Tagebau ist, tut dabei nichts zur Sache. 21 Schüler aus
zwei sächsischen Mittelschulen in Schleife und Boxberg sind nämlich die
Allerersten, die das neue, 60 Quadratmeter große Modell-Ausgrabungsfeld an der
Welzower Fabrikstraße in Beschlag nehmen dürfen. 14 Lkw-Ladungen mit insgesamt
320 Tonnen Lausitzer Sandboden sind dafür hier abgekippt worden. Dr. Hans
Joachim Behnke, Archäologe und Leiter des Archäotechnischen Zentrums, sowie
Studentin Anna Hesse haben das Feld anschließend so präpariert, dass die
Erfolgserlebnisse für die Schüler nicht ausbleiben. „Wir haben die Fundstücke in
den Boden gebracht und verschiedene Erdschichten angelegt – so wie wir es selbst
in der Realität vorfinden. Das war Archäologie rückwärts“, sagt Anna Hesse
lachend. Eine ganze Woche lang beschäftigen sich nun die Schüler intensiv mit
dem Thema. Sie haben selbst die Flächen mit dem Nivelliergerät vermessen , die
verschiedenen Grabungstechniken ausprobiert und müssen ihre Funde natürlich nun
auch dokumentieren. Technisches Zeichnen sind dabei genauso gefragt wie Talent
fürs Fotografieren und Geschichtskenntnisse. „Wir wollen mit diesem Projekt
nicht nur Abenteuer und Handwerk vermitteln, sondern die Herangehensweise an
wissenschaftliches Arbeiten“, sagt Dr. Behnke. Finanziert wurde das Pilotprojekt
von der Stiftung Lausitzer Braunkohle. „Das praxisorientiere Lernen fördert das
naturwissenschaftliche Verständnis junger Leute“, so begründet
Stiftungsmitarbeiterin Sabine Brumma das Engagement der von Vattenfall
initiierten Stiftung.
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