Frankreich mit seiner Hauptstadt Paris ist uns spätestens seit der siebenten Klasse ein Begriff. Von Limoges dagegen hatte kaum einer was von uns bis zum 13. Januar '99 in seinem Leben gehört.
Für diejenigen die mit Limoges auch jetzt noch nichts anfangen können eine kleine Erklärung : Limoges liegt in der Mitte Frankreichs an der oberen Vienne. Sie ist die Hauptstadt der Limousin und Sitz des Departement Haute Vienne. Die Stadt hat eine Population von 144 000 Einwohnern (Stand 1982). Es gibt viele Industriezweige (wie z.B. Porzellan- , Metall- , Textil- , Papier- und Nahrungsmittelindustrie), dies weist daraufhin, dass es sich um eine bedeutende Region handelt.
Im vergangenen Schuljahr startete unsere Französischlehrerin (Frau Schmeißer) in den Klassenstufen neun und zehn einen Aufruf zu einem Schüleraustausch mit unserer französischen Partnerschule Jeanne d'Arc. Es fanden sich letztendlich zirka dreißig Leute zusammen, die offen für eine neue Kultur waren. Durch Briefe wurden dann erste Kontakte geknüpft, um die lange Wartezeit bis zum 1. Sichtkontakt zu überbrücken.
Nach einer langen Busfahrt kamen die Franzosen am 24. Februar gegen Abend völlig erschöpft in Leipzig an. Und nicht selten hörten wir den stillen Wunsch : "Je veux dormir ! " (übersetzt: "Ich möchte schlafen ! "). Doch bevor an das Schlafengehen gedacht werden konnte, standen noch einige Überprüfungen des bisher erlernten Französisch bevor. Wir saßen uns nun endlich gegenüber und hatten bis zum Vortag noch die Hoffnung wenigstens ein wenig Ahnung zu haben. Um sich besser kennen zu lernen , besuchten wir am zweiten Tag das Bowling - Center. Mit 60 Leuten war es doch " leicht gefüllt ".Es mangelte kaum an einer bis jetzt von uns erlernten Fremdsprache, bloß in Spanisch und Italienisch konnte wir mit den Franzosen nicht mithalten.
Am Freitag stand für die Franzosen ein Besuch des weltberühmten Völkerschlachtdenkmals an, der für sie vielleicht nicht ganz so freudige Erinnerungen an ihre Vorfahren einbrachte. Trozdem bestätigte mir meine Französin mehrmal, dass es ihr gefallen hat. Um uns Kepler - Schülern einen Tag Ruhe zu genehmigen, entführte man die Austauschschüler am Samstag in die Landeshauptstadt Dresden. Als krönenden Abschluß durften wir uns den ganzen Montag vormittag mit den Franzosen in einem Freizeitbad ( Sachsentherme ) tummeln. Dank an dieser Stelle dem Direktor der uns für diesen Tag eine Freistelle gab, also eine gute Möglichkeit für uns die Schule zu schwänzen. Am Dienstagmorgen stand dann der Abschied bevor, aber in 2 Monaten würden wir uns ja in aller Frische wiedersehen. Denn am 2. Mai heißt es dann für uns eine Woche " Au revoir Leipzig! ".
Am Abend (22 Uhr MEZ) des 2. Mais, stiegen wir alle ziemlich gespannt in den Bus. Es stand uns eine 20-stündige Fahrt bevor. Durch eine Menge Videos, Kassetten, Kartenspiele, Small Talks und andere Kommunikationsmöglichkeiten wurde unsere Fahrt sehr erträglich und oft sogar recht angenehm. Auch die beiden Busfahrer gaben ihr Bestes und servierten um Mitternacht den noch nicht Sclummernden Tee oder Kaffee je nach Wunsch. Auch Wiener waren im Angebot. Durch die Gutmütigkeit unserer Eltern, die unser Gepäck mit kiloweise leckerer Nahrung bestückt hatten, gab es glube ich, niemenden der dieses Angebot annahm. Gegen Morgen machten wir erste Bekanntschaft mit der französischen Autobahn und den typischen Weinbergen. Doch so sehr ich mir auch wünschte, dass die Fahrt nicht so schnell zu Ende ging, lasen wir gegen 16 Uhr MEZ das Ortsschild "Limoges".
Der Direktor empfing uns mit freundlichen Gesten, dem unsere Austauschschüler durften noch fleißig büffeln. Er verteilte Kuchen und Getränke. Der erste Kontakt für uns mit der französischen Küche war gar nicht übel. Wir bekamen einen Ablaufplan und einen Stadtplan für die kommende Woche. Dann kamen auch schon unsere Gastgeber und der Speisesaal begann sich so langsam zu leeren. Nach Informationen meiner Austauschschülerin wohnt sie wohnt sie auf dem Land, ca. 30 km von Limoges entfernt. Mit dem Auto ging es mit 130 km/h durch die Serpentinen der hügeligen Gegend.
Am nächsten Morgen trafen wir uns gegen 8 Uhr MEZ wieder an der Schule, also war für mich zumindest 6.30 Uhr MEZ Aufstehen angesagt. Für mich war es ein besonderer Morgen, denn es war der erste an dem ich zu meinem Geburtstag in einem anderem Land erwachte. Das Problem war nur, meine Gastfamilie wusste es nicht. Es war schon etwas komisch aber mit einem Kuchen bewaffnet, machte ich mich auf in die Küche um zu verkünden, dass heute mein Gebutstag ist. Nach einer Menge von Glückwünschen ging es dann zur Schule. Dort angekommen standen wir zuz weit in einer riesigen Halle, doch nach und nach trudelten auch die Anderen ein und es bildeten sich kleine Grüppchen, wir tauschten Erfahrungen aus und gaben uns gegenseitig Tips zur besseren Verständigung. Nach einer Führung durch die Schule und und dem dazugehörigen Kindergarten, stand ein Besuch in der Limoger Porzellanfabrik an, welcher sehr interessant war, allerdings waren Film und Erklärung in Französisch und die Nebenwirkungen der Busfahrt machten sich bemerkbar. Müdigkeit! Nach einer langen Mittagspause und einem reichhaltigem Schulessen, welches aus ungelogen 4 Gängen bestand, konnte man am Nachmittag noch hochprofessionell Porzellanteller bemalen. Gegen 18 Uhr MEZ war ich meistens bei meiner Gastfamilie wieder zu Hause. Um diese einmal kurz vorzustellen: sie bestand aus einer sehr lieben Mutter, Sophie, meiner Austauschschülerin, ihrem großen Bruder Jean, ihrer großen Schwester Caroline, ihrer kleinen Schwester Laure, der Vater der Familie arbeitet in Paris und kommt nur am Wochenende. Außerdem besaßen sie noch einen Hund, doch dieser mußte bei den ca. 70 Kühen im Stall übernachten. Auch das Abendessen war eine Kultur für sich und ich finde es sollte doch erwänt werden. Zuerst gab es Baguette mit Käse, dann Salat, es folgte das Hauptgericht, danach gab es wieder Baguette und als Nachtisch gefärbtes Marzipan oder Eis. Gegen 22 Uhr MEZ lag ich dann völlig erschöpft in meinem Bett.
Auch die nächsten Tage waren voller Höhepunkte. So fuhren wir zum Beispiel mit einem kleinen Zug durch Limoges um die Stadt schnell-bequem-praktisch zu erforschen. Am 6.Mai stand wohl das schönste Erlebnis auf der Tagesordnung nämlichein Besuch im Futuroscope, einem riesigen Flimpark mit 19 verschiedenen Kinos, welche Filme in der Länge von 3min bis 1h ausstrahlten. Hier konnte man z.B. in einem Aktion - Kino als Wassertropfen den Weg über Regenschirm, Kanalisation bis in den Ozean verfolgen oder einen Dokumentarfilm auf einer gewölbten Leinwand über den Mount Everest anschauen. In den fünf Stunden Aufenthalt schaffte unsere kleine Gruppe bestehend aus 6 Personen, trotz perfekter Planung, gerade mal 5 Kinos. denn die Warteschlangen waren enorm! Müde wieder zu Hause angekommen stand am nächsten und letzten Tag in Limoges die Besichtigung des Schloßgartens und einem Privatschloß an. Dort trafen sich Vergangenheit und Gegenwart, neben sehr alten Reliqiuen lagt das moderne mobile Handy, vielleicht ein Grund warum das Fotographieren in diesem bewohnten Schloß verboten war?
Der letzte Morgen war gekommen und somit uch der Abschied mit vielen Küsschen, Küsschen rechts und links sagte man den Gastfamilien " Lebewohl " und auch einige Tränen wurden vergossen, dennoch überwiegte am Ende die Vorfreude auf Paris und die nächste Schulwoche(?). Gegen 15 Uhr MEZ kamen wir in Paris an. Zwei Stunden hatten wir Zeit um das Eifelturmviertel zu erkunden. An den Warteschlangen, des Eifelturmes, stellten sich nur zwei Schüler an, die uns dann auch fleißig von oben gewunken haben. Bloß wer hatte es gesehen? Es wurden emsig Postkarten über Postkarten und Souveniers gekauft um die letzten Francs noch los zu werden. Dann waren die 2 Stunden auch schon vorbei. Und es hieß wieder einmal `Au revoir´ diesmal aber " Au revoir Paris et France!".