Wer kennt nicht das alte Vorurteil, dass die Bürger*innen in einer Demokratie darauf reduziert würden, alle vier Jahre ein Kreuzchen zu setzen und sich dann regieren lassen zu müssen. Barack Obama machte in seinem Satz deutlich, dass dies für eine echte Demokratie zu wenig ist. Die Bürger*innen sollten in der Lage sein, sich auf vielfältige Art und Weise, ja sogar im alltäglichen Leben in die Demokratie einzubringen und die demokratischen Grundrechte zu verteidigen.
Dies zu gewährleisten ist eine der vorrangigen Aufgaben des GRW-Unterrichts. GRW – die Abkürzung steht für Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung/Wirtschaft – ist so vielfältig wie es der Name vermuten lässt. Im Unterricht wird von der 7. Klasse an über die Demokratie im nahen Umfeld (Schule, Kommune…) und im weiteren Kontext (Sachsen, Deutschland...) gesprochen, bevor es in den folgenden Jahrgängen immer stärker auch um die Einbettung der Bundesrepublik in internationale politische Systeme geht sowie auch um die Grundlagen von Herrschaft und ihrer Legitimität. Auch Probleme des gesellschaftlichen Wandels werden ausführlich analysiert: Welche Herausforderungen bietet der Wandel der Arbeitswelt? Vergrößert sich die soziale Ungleichheit? Welche Prognosen gibt es zum demografischen Wandel?
Ausführlich erfahren die Schüler*innen in der 9. Klasse, welche Rechte Jugendliche und Erwachsene haben und wie der Rechtsstaat in der Bundesrepublik funktioniert.
Für den Bereich der Wirtschaft sind in der Jahrgangsstufe 8, 10 und 12 ganze Halbjahre vorgesehen. Angefangen bei den wesentlichen Merkmalen des wirtschaftlichen Denkens und Handelns und der Rolle von Jugendlichen als Marktteilnehmer reicht hier die thematische Spanne hin zu den Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft und weiter zu den Problemen der Wirtschafts- und Finanzpolitik auf europäischer und globaler Ebene.
Der reine Schulunterricht soll jedoch bei Weitem nicht alles sein. Durch zahlreiche Projekte in und außerhalb der Schule wird die Lebensnähe zu Politik und Wirtschaft hergestellt. Die Klassen der Jahrgangsstufen 9 verbringen einen Tag in Dresden und bekommen dort eine Führung im Landtagsgebäude. Sie haben dort auch die Gelegenheit, eine Stunde lang mit Abgeordneten verschiedener Fraktionen zu diskutieren und ihnen Fragen zu ihrem Alltag in der Landespolitik zu stellen. Ebenfalls in der 9. Klasse wird von den GRW-Lehrer*innen ein zweiwöchiges Betriebspraktikum angeleitet. Die Schüler*innen suchen sich selbstständig einen Praktikumsplatz in
einem Unternehmen und schnuppern erstmals Luft in der Arbeitswelt. Des Weiteren finden Exkursionen (beispielsweise zum Stadtrat oder zum Bundesverwaltungsgericht) sowie Veranstaltungen in der Schule statt. Zu nennen sind hier u.a. ein Planspiel zur Gesetzgebung im Sächsischen Landtag, ein Gespräch mit einem Bundestagsabgeordneten (siehe Bild), eine Podiumsdiskussion mit Politiker*innen oder auch die Teilnahme an der Juniorwahl, die im Rahmen von Landtags-, Bundestags- und Europawahlen stattfindet.
Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Jens Lehmann
in der Aula der Humboldtschule
Auch der GRW- Unterricht ist also sehr vielmehr als das Sprechen über Wahlen und Wahlergebnisse. Die Vielfalt der Themen und die stetige Aktualität machen unser Fach aus!