sueddeutsche.de digital Studie: Internetnutzung in Deutschland Die neue Offline-Unterschicht 02.12.2010, 17:33 Die Deutschen bewegen sich immer sicherer im Netz - doch einer Studie zufolge verliert fast ein Drittel der Bürger Anschluss an die digitale Gesellschaft. Experten warnen vor den Folgen. Immer mehr Deutsche surfen souverän durch digitale Welten, die große Mehrheit hat aber immer noch Vorbehalte gegen das Internet. Der Anteil der kompetenten Nutzer stieg innerhalb eines Jahres von 26 auf 37 Prozent, wie aus einer am Donnerstag in Berlin von der Initiative D21 veröffentlichten Studie hervorgeht. Offline Nicht am Netz: 28 Prozent der Deutschen sind "digitale Außenseiter". (© iStock) Damit seien im Jahr 2010 aber noch immer fast zwei Drittel der Bevölkerung (63 Prozent) nicht in der digitalen Alltagswelt angekommen. Für die zweite Ausgabe der Studie "Die digitale Gesellschaft - sechs Nutzertypen im Vergleich", befragte TNS Infratest im Oktober 1.001 Menschen ab 14 Jahren. Als starker Treiber für den Anstieg der routinierten Internet-Nutzer erweist sich danach die rasche Verbreitung "mobiler Technik". Die Möglichkeit eines mobilen Internetzugangs durch Smartphone oder Tablet-Computer werde immer stärker genutzt, hieß es. Noch immer sind es der Studie zufolge vor allem Ältere und Frauen, die gar nicht oder ungern im Internet surfen. Das Durchschnittsalter der digitalen Außenseiter liegt demnach bei fast 65 Jahren, 65 Prozent von ihnen sind Frauen. Der typische sogenannte Trendnutzer ist dagegen 37 Jahre alt und überwiegend männlich (63 Prozent). Er sei privat sehr gut mit digitaler Technik ausgestattet. Die Entwicklung der digitalen Gesellschaft werde von Menschen getragen, die ohne Berührungsängste offen und eher spielerisch mit den digitalen Medien umgingen, sagte der Geschäftsführer von TNS Infratest, Robert Wieland. Deprimierende Prognose Die Studie beschriebt einen "digitalen Graben" zwischen den kompetenten Internet-Nutzern und denjenigen mit Berührungsängsten. Auf der einen Seite sieht sie "digitale Außenseiter" (28 Prozent), "Gelegenheitsnutzer" (28 Prozent), ausschließliche "Berufsnutzer" (sieben Prozent), auf der anderen Seite "Trendnutzer" (20 Prozent), "digitale Profis" (zwölf Prozent) und die "digitale Avantgarde" (fünf Prozent). Die Prognose für die Außenseiter klingt deprimierend: Auch wenn ihr Anteil im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozentpunkte gesunken sei, hätten die Verbliebenen ein noch geringeres Potenzial und noch eingeschränktere Nutzungsmuster als im Vorjahr, heißt es in der Studie. Diese Gruppe entferne sich immer weiter vom Anschluss an die digitale Gesellschaft, erklärte Wieland. Die Integrationsaufgabe entwickele sich zu einer immer größeren Herausforderung. Den Außenseiter gegenüber stehen auf der anderen Seite der Skala die Avantgardisten. Sie verbringen der Studie zufolge zehn Stunden täglich vor dem Computer. Wieland forderte, die digitale Spaltung müsse überwunden werden.So werde bereits von einem drohenden "Netzprekariat" und einer neuen "Offline-Unterschicht" gesprochen. Internetnutzung als Schlüsselqualifikation Sowohl Viel- als auch Wenig-Nutzer sind jedoch überwiegend davon überzeugt, dass die Internetnutzung Schlüsselqualifikation für fast alle Berufen ist und den Alltag künftig noch sehr viel stärker verändern wird. Auch ist die Mehrzahl davon überzeugt, dass stärker auf Datenschutz geachtet werden muss. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Hans-Joachim Otto , sagte, die Bundesregierung werde weiter die digitale Kompetenzsteigerung der Bevölkerung unterstützen. Mehr als 50 Prozent aller Produktionsfortschritte in der Wirtschaft seien IT-getrieben. "Der kompetente Umgang mit dem Internet ist ein Standortfaktor im internationalen Wettbewerb", betonte der FDP-Politiker. Die Initiative D21 ist ein parteien- und branchenübergreifendes Netzwerk von 200 Unternehmen sowie politischen Partnern. URL: http://www.sueddeutsche.de/digital/studie-internetnutzung-in-deutschland-die-neue-offline-unterschicht-1.1031388 Copyright: Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH Quelle: (sueddeutsche.de/Holger Mehlig, dapd/joku) Leserkommentare (7) eulen|spiegel schreibt - Offline-Unterschicht? Oh. Tolle Kampanie der IT-Unternehmen. Dann legt mal schön zusammen und finanziert Deutschland ein flächendeckenden Breitbandnetzt. Tjahaha, da hörts plötzlich auf mit dem Idealismus, gell? Lustig: Morgen kommt eine Studie deutscher Autobauer in der man sich ehhhhrlichstee Sorgen macht über die armen Mitmenschen die heute noch ohne eigenes Auto leben müssen und nennen sie die "entmotorisierte Unterschicht". Und übermorgen kommt der Deutsche Fleischerverband und macht sich über die "vegetarische Unterschicht" ernste Sorgen. Fehlt nur noch das die GEZ bei denen die das Verblödungs-TV abgeschafft haben vor einer "uninformierten Unterschicht" warnt. 06.12.2010 um 16:34 Uhr Anonymous_smallkschneidt schreibt Achso Es gibt auch ein Mittelding zwischen digitaler "Avantgarde" und "Unterschicht", wie fast überall im Leben. Es ist zwar richtig, dass man den Leuten, die zumindest physisch wie finanziell in der Lage sind das Internet zu nutzen so weit wie möglich entgegenkommen muss, aber das hat auch nur bis zu einer gewissen Schwelle einen sinnvollen Hintergrund. Es gibt eine gewisse Anzahl von Leuten in diesem Land, die sich dem Internet einfach verschließen (und das nicht mal aus Prinzip oder dem Willen nicht im Mainstream zu sein). Und die wird man auch mit allen solchen Möglichkeiten nicht online bekommen. Also lass sie offline, ist ihr Problem. 03.12.2010 um 09:58 Uhr Achso?! schreibt Verkehrung Ursache Wirkung Ich schließe mich der kritischen Haltung der bisherigen Kommentatotoren an. Menschen, die 10h am Tag im Internet verbringen mit "Avantgarde" und noch schlimmer Menschen, die das Internet nicht nutzen als "Unterschicht" zu bezeichnen ist schon ein starkes Stück. Die Studie(n) und Berichterstattung(en) dazu können eigentlich nur aus dem Mediensektor stammen und der schwache Versuch sein, der Online-Lobby das Wort zu reden (... wer die Studie wohl tatsächlich finanziert hat?). Zum Glück gibt es auch noch ein paar Überlebenskünstler der digitalen Welt, die es tatsächlich schaffen, mit Menschen Angesicht zu Angesicht zu reden, Ihre Weihnachtsgeschenke in einem richtigen Laden zu kaufen uns sich mit Ihren Freunden an einem richtigen Glühweinstand auf dem Weihnachtsmarkt treffen! Liebe Avantgardisten, das Gefühl kalter Füße muss man nicht virtuell durch einen Eimer kalten Wassers unter Eurem Schreibtisch erzeugen: Geht doch mal raus! Ein Hoch auf die die "digitalen Verweigerer"! 03.12.2010 um 09:51 Uhr Anonymous_smalldolledern schreibt verliert den anschluß "Das Durchschnittsalter der digitalen Außenseiter liegt demnach bei fast 65 Jahren, 65 Prozent von ihnen sind Frauen." und diese verlieren den anschluß unteranderen zur arbeitswelt...ja und? fällt den hier niemanden auf, das die nicht mehr zur arbeitswelt gehören? 03.12.2010 um 09:34 Uhr unzeit44 schreibt Alles eine Frage des Geldes Zu wenig differenziert, Ihr Beitrag. Er deckt nicht alle bzw. nicht die wahren Gründe auf, warum Leute "keinen Anschluss" haben. Für viele ist das schlicht und einfach eine Geldfrage. Die ganze Hardware z.B. kostet eine Stange Geld, und Alleinerziehende, Arme, Hartz IV-Empfänger und manche Rentner(innen) haben das schlicht nicht zur Verfügung. So aber kann der Eindruck entstehen, als sei ihr Zustand als "digitale Außenseiter" ein völlig frei gewählter. Für einen geringen Prozentsatz, die eigentlichen Technik-Skeptiker, mag das gelten - aber beileibe nicht für alle. 03.12.2010 um 09:08 Uhr chiquinho schreibt Diese "Studie" 03.12.2010 um 08:52 Uhr DeliverDieter_Wondrazil schreibt "Experten warnen vor den Folgen" ICH hingegen warne vor Experten. 03.12.2010 um 08:46 Uhr