Eine Schule- 310 Kinder und …….keine Toiletten

Dies sollte uns auf einer Reise durch Namibias Norden, in der Nähe von Rundu  begegnen. Zuerst fiel uns nur ein Schild am Straßenrand mit der Aufschrift Muhopi-Primary-School auf, das machte uns neugierig. Wir, zwei Lehrerinnen und zwei Lehrer aus drei verschiedenen Schulen, waren neugierig, wie sich der Schulalltag in einem afrikanischen Land gestaltet.

Wir wollten kein Vorzeigeobjekt sehen. Deshalb machten wir kurz entschlossen halt und fragten an, ob man uns einen Einblick gewähren würde.

Die Direktorin der Schule, Frau Petrina Kamonga, freute sich über unser Interesse und zeigte uns stolz ihre Schule. In einem langgestreckten Flachbau sahen wir in einem Klassenraum 60 Schüler mit eiserner Disziplin lernen. Sie zeigte uns die Bibliothek, ein enges Zimmer mit wenigen Büchern und einem Computer. Ihr „Büro“- in einem Wellblechschuppen-  war mit einem Schreibtisch, Stuhl und einigen Ordnern ausgestattet. In der Ecke gab es Besen, Schaufeln und eine Schubkarre, eben alles, was man als Schulleiterin so braucht. Wir staunten. Auch eine “Schulküche“ gab es. Wir sahen drei Frauen mit ihren kleinen Kindern, die auf einem staubigen Platz ein Feuer entfacht hatten und darüber in einem Kessel eine Art Maisbrei für die Schüler kochten. Frau Kamonga erklärte uns, dass das Geld für die Mahlzeit zwar vom Staat kommt, aber für die Zubereitung die Eltern zuständig wären. Für viele Kinder sei dies die einzige warme Mahlzeit am Tag. Beschämt dachten wir an unseren Schulalltag zu Hause in Neustadt, Stolpen und Großröhrsdorf. Wie konnten wir hier nur helfen?

Das Schülgebäude der Muhopi-Primary-School

Der Unterrichtsraum mit ca. 60 Kindern in einer Klasse

Der Platz, an dem das Mittagessen für über 300 Kinder zubereitet wird

Im Laufe des Rundganges drängte sich uns notgedrungen eine Frage auf. Wo sind die Toiletten? Wir fragten vorsichtig danach und bekamen eine einfache Antwort: „ Es gibt keine.“ Wir waren sprachlos. Wie ist das möglich bei 310 Kindern und den dazugehörigen Lehrkräften? Frau Kamonga hob die Schultern und wies auf eine kleine Buschlandschaft hinter dem Schulgebäude. „Es geht irgendwie“. Genaueres wollten wir lieber nicht wissen. Aber in uns reifte der Gedanke, gerade an dieser Stelle zu helfen. Die Schulleiterin konnte es kaum glauben, als wir ihr unsere Idee von einem Toilettenbau darlegten. Formalitäten wurden ausgetauscht und das Projekt reifte in unseren Köpfen.

Wieder zu Hause angekommen wurde begonnen, eine Schulpartnerschaft zwischen der Muhopi-Primary- School und dem Ferdinand- Sauerbruch- Gymnasium in Großröhrsdorf aufzubauen. In der Friedrich-Schiller-Oberschule Neustadt und der Ludwig-Renn-Oberschule Stolpen fanden wir engagierte Unterstützer, nachdem auch dort Schüler und Lehrer  über den Schulalltag der Schüler in Rundu informiert wurden und die „Notlage“ Beachtung fand. Natürlich wollten alle helfen. Jedoch bremste Corona unseren Enthusiasmus, aber das Projekt nahm Konturen an. Erst im Herbst 2020 war es dann soweit, dass wir unsere geplanten Aktionen starten konnten. So sammelte die Oberschule Neustadt Spenden im Rahmen der berühmten Altpapiersammlungen, die Schüler der 5.-7. Klassen der Oberschule Stolpen und alle Schüler der 5.- 10. Klassen des Sauerbruch- Gymnasiums führten einen Spendenlauf durch. Auch die Lehrer aller drei Schulen waren von diesem Vorhaben überzeugt und spendeten Geld. So kamen rund 17 000 Euro zusammen. Wir waren überwältigt. Letztendlich durften  wir unser Projekt  auch dem Lionsclub Sebnitz vorstellen, es überzeugte und der Club spendete 1000,00 Euro für den Toilettenbau. Nun waren die Voraussetzungen für die Umsetzung unseres Planes geschaffen.

Wir nahmen Kontakt zur namibischen Botschaft in Berlin auf, um uns über die genauen Bedingungen zur Realisierung eines Toilettenbaus zu informieren, denn wir wollten sicher gehen, dass das Geld genau an diese Schule kommt und zu genau zu diesem Zweck verwendet wird.

Zwischenzeitlich setzten wir uns mit einer Sanitärbaufirma aus Südafrika in Verbindung und ließen uns ein Angebot machen.  Aufgrund des Wassermangels sind nun Trockentoiletten für die Schüler und Lehrer geplant. Inzwischen besteht auch der Kontakt zu einem Ansprechpartner der Botschaft in Namibia, mit dessen Hilfe nun alles geplant und organisiert werden soll. Auch wenn es pandemiebedingt immer wieder Verzögerungen gab, nun geht es voran.
Wir danken allen Sponsoren, Schülern und Lehrern für ihr Engagement und ihre Hilfe und hoffen auf eine schnelle Realisierung unseres Projektes. Zur Schulleiterin, Frau Kamonga, besteht ein ständiger Kontakt. Sie wird uns zeitnah über den Baufortschritt durch Berichte und Bilder informieren.
Wenn der Bau der Toiletten abgeschlossen ist, wird es uns aufgrund des hohen Spendenaufkommens eventuell möglich sein, noch den einen oder anderen Wunsch der Muhopi- School zu erfüllen. Die Notwendigkeit ist groß und wir wollen konkret an dieser Schule bessere Lernbedingungen schaffen.

Nochmals vielen Dank allen, denen diese Hilfe am Herzen liegt!

 


 

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