Nr. 8Himmelskundliche Faltblätter


Sonnenfinsternisse

 

Aus der Geschichte

Als die babylonischen Astronomen Planeten auf ihrer Bahn durch den Tierkreis beobachteten, fiel ihnen auf, dass bisweilen zwei Planeten einander ziemlich nahe kamen. Am auffälligsten war das bei Sonne und Mond. (Liebe Hobby-Astronomen - natürlich weiß der Autor, dass Sonne und Mond keine Planeten sind. Aber die Babylonier nicht). Hin und wieder zog der Mond vor der Sonne vorbei und verdunkelte sie teilweise, manchmal sogar ganz. Dann wieder kam es vor, dass die Sonne auf der einen Seite der Erde stand und der Mond genau gegenüber. Der Erdschatten fiel also auf den Mond und verdunkelte ihn. Es konnte also eine Sonnenfinsternis oder eine Mondfinsternis eintreten. (In der Astronomie spricht man von Eklipsen. "Eklipse" kommt aus dem griechischen und bedeutet soviel wie "Verschwinden", denn wenn es zu einer Finsternis kam, schienen Sonne und Mond zu verschwinden.)

Eine Finsternis ist ein erschreckendes Schauspiel. Der Betrachter kann tatsächlich den Eindruck bekommen, dass Sonne oder Mond verlöschen - die Folgen wären unabsehbar. Und selbst wenn klar ist, dass es sich nur um eine zeitweilige Verdunklung von Sonne oder Mond handelt, sehen Menschen darin häufig ein böses Omen, das die Götter als Warnung schicken.

In der hinduistischen Mythologie wird die Sonne während einer Sonnenfinsternis vom körperlosen Kopf eines Dämons verschluckt, der seine Beute aber immer wieder verliert, eben da er keinen Körper hat. Und so jagt er von neuem der Sonne nach, verschluckt sie…

Aus der Beobachtung von Sonne und Mond lernten die frühen Astronomen vorherzusagen, wann Eklipsen eintraten. Sonnen- und Mondfinsternisse wurden zu selbstverständlichen Naturereignissen. Sie kamen nicht unerwartet und hatten nichts Unheilvolles mehr. (Man vermutet, dass bereits prähistorische Sternkundler imstande waren, eine Mondfinsternis vorherzusagen. Die Steinblöcke in Stonehenge in Süd-England waren in der Form eines Observatoriums aufgestellt, das die Vorhersage solcher Ereignisse ermöglichte.)

Der griechische Philosoph Thales von Milet (ja, genau der mit dem Thaleskreis, 624-549 v. Chr.) hatte offenbar die Methoden der Babylonier gelernt und sagte eine Sonnenfinsternis genau voraus, die am 28.Mai 585 v. Chr. eintrat (das genaue Datum wurde durch Zurückrechnen ermittelt). Dieser Erfolg machte Thales noch berühmter und trug dazu bei, die Furcht vor Eklipsen abzubauen, da sie erwiesenermaßen vorhersagbar waren.

Am 22.April 1715 sollte eine totale Sonnenfinsternis mit Kernschatten über England und Teilen Europas eintreten. Dreiundzwanzig Jahrhunderte war es her, dass Thales eine Sonnenfinsternis vorhergesagt hatte und die Astronomen waren sich einig, dass es sich um ein natürliches, harmloses und zugleich eindrucksvolles Phänomen handelte. Aber der Aberglaube stirbt nie aus und um eine Panik zu verhindern, berechnete Halley (richtig - der mit dem Kometen) sorgfältig den Verlauf der Sonnenfinsternis und zeichnete ihn schon lange im Voraus in Karten ein, damit jeder genau sehen konnte, wann sich die Sonne an seinem Wohnort verfinstern würde.

Außerdem sorgte Halley dafür, dass Wissenschaftler in ganz Europa die Sonnenfinsternis beobachteten und aufzeichneten. Es war die erste Sonnenfinsternis, die Astronomen massenhaft mitverfolgten. Von diesem Zeitpunkt an sollte das immer so sein.

Heute haben die wenigsten Menschen Angst vor einer Finsternis - eher im Gegenteil. Wenn im August 1999 im Süden Deutschlands wieder einmal eine totale Sonnenfinsternis zu beobachten sein wird, dann rechnen die Verkehrsplaner mit Kolonnen, die ihnen den Schweiß auf die Stirn treiben.

Schon die Kinder in der 6.Klasse lernen im Physikunterricht, wie Sonnenfinsternisse entstehen und beschreiben diesen Vorgang mit Begriffen wie Kern- und Halbschatten.

Entstehung von
 Sonnenfinsternissen

Aus der Wissenschaft

Der Mond umkreist die Erde und die Erde wiederum die Sonne. So muss der Mond gelegentlich vor der Sonne vorüberziehen. Das erzeugt eine Sonnenfinsternis, obwohl es eigentlich richtiger wäre, von einer Bedeckung der Sonne durch den Mond zu sprechen. Zufällig erscheinen Sonne und Mond von der Erde aus praktisch gleich groß am Himmel, und der Schatten des Mondes fällt auf die Erde.

Es gibt totale, partielle und ringförmige Sonnenfinsternisse. Bei einer totalen Finsternis ist die Sonne vollständig bedeckt; der Kernschatten (Umra) berührt die Erde. Der Himmel wird so dunkel, dass die helleren Planeten und Sterne sichtbar werden. Die Breite der Zone, in der eine totale Finsternis auf der Erde auftritt, beträgt höchstens 272 Kilometer, meist sogar weniger. So dauert eine totale Sonnenfinsternis nicht mehr als sieben bis acht, häufig sogar nur ein bis zwei Minuten.

Für einen bestimmten Ort auf der Erdoberfläche entsteht eine totale Sonnenfinsternis äußerst selten (durchschnittlich alle 200 Jahre). In Mitteleuropa trat die letzte totale Finsternis am 19. August 1887 ein. Die nächste wird am 11. August 1999 erwartet. Die Totalitätszone dieser Finsternis verläuft quer über Süddeutschland und Österreich. In einem Bereich um diesen Streifen herum, dem viel größeren Gebiet des Halbschattens (Penumbra), findet eine partielle Finsternis statt. Es gibt auch rein partielle Finsternisse, die nicht mit einer totalen Finsternis verknüpft sind.

Ferner gibt es noch ringförmige Finsternisse. Steht der Mond in der Nähe seines Apogäums, also etwa in Erdferne, erscheint er kleiner als die Sonne. Stehen dann trotzdem Sonne, Mond und Erde auf einer Geraden hintereinander, bleibt um die schwarze Mondscheibe ein unverfinsterter Ring der Sonne übrig.

Wissenschaftler nutzen eine Finsternis, um der Sonnenatmosphäre weitere Geheimnisse abzuluchsen und haben ihre Instrumente schon bereitgelegt.

Aber nun genug der Vorrede - hoffen wir, dass Petrus ein Einsehen hat und genießen wir das grandiose Schauspiel der Natur.


Partielle Sonnenfinsternis am 12. Oktober 1996

Partielle Sonnenfinsternis
 am 12. Oktober 1996

Sichtbarkeit im Raum Dresden
Beginn15.17 UhrSonnenhöhe: 23°
Maximum16.32 UhrSonnenhöhe: 15°
Ende17.41 UhrSonnenhöhe: 5°
Sonnenuntergang18.19 Uhr
Maximale Bedeckung der Sonne64%
Allgemeine Daten zur Finsternis
Mond schneidet Erdbahnebene11. 10. 18.29 Uhr
Neumond12. 10.16.14 Uhr
Die Zeitangaben beziehen sich auf die Mitteleuropäische Sommerzeit


Die Beobachtung von Sonnenfinsternissen

Sonnenfinsternisse zählen zu den eindrucksvollsten Himmelsereignissen und können bei Einhaltung der gebotenen Vorsichtsmaßnahmen gefahrlos beobachtet werden.

Vorsichtsmaßnahmen für das bloße Auge

Das menschliche Auge muss unbedingt durch geeignete Maßnahmen vor dem grellen Licht der Sonne geschützt werden. Bereits das ungeschützte Betrachten der Sonne ohne optische Hilfsmittel kann über längere Zeit zu bleibenden Sehschäden führen. Als Hilfsmittel eignen sich sehr starke Sonnenbrillen ebenso wie belichtete Filmstreifen oder spezielle Sonnenfilterfolien. Gewarnt werden muss vor berußten Glasscheiben, da die Rußpartikel keinen ausreichenden Schutz vor der Wärmestrahlung der Sonne gewährleisten!

Vorsichtsmaßnahmen für optische Geräte

Optische Geräte, wie Ferngläser und Fernrohre, sind für die Sonnenbeobachtung mit jeweils angepassten Filtern zu versehen. Können für Ferngläser noch preiswerte Okularsonnenfilter verwendet werden, so sind für Fernrohre generell Objektivfilter oder Projektionseinrichtungen vorzusehen. Katrin und Carsten Stauch


Impressum

HerausgeberAstronomischer Freundeskreis Ostsachsen (AFO)
RedaktionVolkssternwarte "A. Diesterweg" Radebeul
TitelgestaltungKatrin und Carsten Stauch
SignetGudrun Stark
GrafikenThomas Rattei
TextKatrin und Carsten Stauch

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